Zu Fuß in den Himmel
„Durch nichts als den Körper wird die Seele geheilt. Durch nichts als die Seele wird der Körper geheilt.“
Es gibt Arten von Erschöpfungen, die uns Menschen zutiefst befriedigt.
Du wirst dies vielleicht von nach gutem Sex kennen.
Diese wohlige Wärme, eine Leere und eine gute Schwäche, ein bisschen wie in Trance, unfähig zu sprechen oder noch denken zu können. Alles in dir ist durchblutet.
Und wir suchen, nach dem Menschen, der oder die uns das geben kann.
Doch ich mach grad die Erfahrung, dass es auch anders noch geht.
Indem du dem Leben etwas GIBST, nämlich dich selbst.
Und es ist da, was du für deine Ent-wicklung benötigst. Weil es eh immer da ist. Hör auf zu suchen.
Spür dich einmal selbst. Es darf auch weh tun.
Es gibt keine Entschuldigung, nicht erfüllt und glücklich durchs Leben gehen zu können.
Es liegt auch nicht am Mann/der Frau neben dir.
Oder an deinen Kindern, Chef, Arbeit, dem Wetter oder sonst äußeren Umständen.
Es liegt daran, wie weit du bereit bist zu gehen.
Für mich heißt das gerade: Im wahrsten Sinne des Wortes. Körperlich.
Zur Zeit bin ich viel alleine im Wald unterwegs. Absichtlich. Um die Stimmen in mir näher wahrnehmen zu können und zu enttarnen. Bis die wahre Stimme hinter den vielen Stimmen erscheint:
die übrigens keine Stimme, sondern ein Gefühl ist.
Und so gehe ich Stunden in der Natur.
Je weiter ich gehe, desto ruhiger wird es in meinem Kopf, ab der ersten Erschöpfung wird es in mir still.
Das ist ein Punkt, ab wo wir glauben, jetzt können wir nicht mehr, doch ab da beginnt es erst so richtig.
Ab da tut es weh, ja, doch ab da zerbirst „das Alte“, öffnet sich ein Schranke..
Ich hab mir da so eine kleine List angeeignet, um mich selbst auszutricksen.
Jedesmal wieder hasse ich mich währenddessen dafür, doch sobald ich dort bin, gibt es keine andere Möglichkeit mehr.
Ich gehe nämlich eine Strecke hin schon bis zu meiner (vermeintlichen) körperlichen Grenze, dann lässt etwas in mir nach. Normalerweise höre ich da auf.
Dadurch, dass ich jedoch jetzt erst am halben Weg bin, beginnt am Rückweg für mich und meinen Körper die Dehnung über eine Grenze hinaus.
Gestern wars zB wieder so, dass ich über die Grenze meiner Grenze ging.
Zerstochen und schmutzig, außer Atem und verschwitzt ist ein körperlicher Zustand, den ich inzwischen als höchst lebendig wahrnehmen kann. Jedoch erst „danach“. Währenddessen kommt oft etwas wie Verzweiflung in mir hoch.
Und als dann – so wie gestern – jemand frisch und locker zackig an mir vorbeiläuft, triggert das zugleich wieder frisch etwas in mir. Fühle ich mich klein und schwach.
Es war eine so schöne Frau, voller Leichtigkeit, sie redete kurz freundlich mit mir und ich merkte, dass ich ihr erheblich zu langsam ging (ich gehe langsam), als sie dann vor mir ging, wandelte ich bewusst meinen Frust in eine ehrliche Bewunderung diesem Wesen gegenüber.
Das machte einen shift in mir.
Es war so ein fein vom Sport gestählter weiblicher Körper, traumhaft schön.
„Hey, es ist eine Frau“, sagt es in mir, „genau wie du“.
Lasst uns doch stolz auf uns sein und uns verbinden. In jedem Tempo, Hauptsache wir bewegenden unseren Arsch. Groß und klein.
Eine kurze Zeit lang zog ich in ihrem Windschatten mit. Bis sie flott und in Leichtigkeit am Horizont verschwand.
Es war eine schöne Begegnung. Feine Energie.
Und, ehrlich: wenn ich dann zu Hause bin und dusche, mich abends ins Bett begebe, schaffe ich es oft nichtmal mehr Gott hierfür zu danken, denn dann bin ich schon wieder längst im Traumbereich – und da gehts ähnlich weiter.
Begegnungen, Beziehungen, die Unternehmen, die Gemeinschaften, die Menschheit, die Erde, das Universum entwickelt sich parallel dazu wie wir uns entwickeln.
Bewegung geschieht durch Bewegung.
Grenzüberschreitend. Wachsend.
Ich glaube, dass wir den Himmel nur zu Fuß erreichen können.