Wozu Betten machen?
Es ist mir so eine Freude, Tätigkeiten einen heiligen Grund zu geben.
Eine der ersten vollendeten Taten, die ich morgens mache, ist die Betten zu machen.
Es gab Zeiten, wo ich die Betten aufschüttelte und dann ungemacht ließ. „Wofür soll ich es machen, wenn ich mich abends eh wieder reinlege und tagsüber ist niemand zu Hause oder geht niemand ins Schlafzimmer“ war so mein Argument.
Wofür stehe ich morgens auf, wenn ich abends sowieso wieder schlafen gehe?
Ganz weiter philosophiert:
Wozu kommen wir zur Welt wenn wir sowieso wieder sterben?
Wozu irgendetwas machen, denn im Endeffekt zerfällt sowieso alles einmal wieder zu Staub?
Heute steht genau das Betten machen als meine Absicht für den Tag. Für das Leben, das für mich unwiderrufbar mit Liebe verbunden ist.
Ich liebe es, morgens die Fenster weit zu öffnen und mich von der kühlen Morgenluft richtig wach machen zu lassen. Während ich meine Morgenroutine mache, lüftet der Schlafraum.
Danach schüttle ich mit so einer Freude die Betten aus und mit jedem Schütteln spüre ich auf der einen Seite, wie sich „alter Staub, verbrauchtes“ löst, beim Fenster rausfliegt und auf der anderen Seite wie sich etwas in meinem Körper zugleich mitbewegt.
Naja – und dann geb ich wieder was rein in die Betten: Meine Liebe. Meine Freude. Die pack ich rein, leg die Decken zusammen, leg die Polster hin, streiche darüber und freu mich, weil es einfach schön aussieht.
Abends legt sich da ja wieder jemand rein. Der Mann an meiner Seite und ich selber, manchmal sogar noch unsere inzwischen erwachsenen Töchter.
Und gibts was Schöneres als etwas genießen zu können, das mit Liebe für dich gemacht wurde und selbst wenn es „nur“ von dir für dich selber war?
Für mich steht das Betten machen wie eine – sagt man Parabel oder Metapher oder Gleichnis? – fürs Leben.
Es ist meine erste vollendete Tat. Für die Liebe.
Guten Morgen.