Von Rosa in Weiß
Durch einen Wasserschaden haben mein Schatz und ich uns entschlossen, gleich unser gesamtes Bad und WC zu sanieren.
Meine Aufgabe der letzten gefühlten 9465 Stunden bestand darin, Fliesen-Fugen von der Farbe rosa in weiß umzufärben. Ein paar mal übereinander, bis die Farbe deckte. Stundenlang. 3 Tage lang. Meine Hände taten fast nichts Anderes. Jedoch mein Kopf ….
„Wie lange ich dafür wohl brauche, ob sich trommeln morgen Abend ausgeht?…“… nur von rosa in weiß
„Was koche ich am Wochenende und hab ich dafür genug daheim?…“… nur von rosa in weiß
„Mein Maileingangsordner wird sicher bald übergehen…“…nur von rosa in weiß
„Wie es wohl Sandra geht, ich werd ihr heute noch schreiben…“…nur von rosa in weiß
„Ob Tamara mit dem großen Auto fahren kann…“…nur von rosa in weiß
„Ich hab schon lange nix mehr von Susi gehört, wie es ihr wohl geht…“… nur von rosa in weiß
„Wie kann ich für noch mehr Patienten in Wien einen Termin freibekommen..“…nur von rosa in weiß
„Hoffentlich geht sich alles bis nächste Woche aus…“…nur von rosa in weiß
„…..“…
Immer wieder hab ich mir den Satz „von rosa in weiß“ wie ein Mantra vorgesagt, damit ich sofort wieder ins Hier und Jetzt komme. Und es wurde tatsächlich mit der Zeit immer besser. Es machte mir immer mehr Freude und ich begann sogar diese Tätigkeit zu lieben, ging darin auf, es tat mir gut. Nur, indem ich mich immer wieder genau in das zurückholte was ich gerade tat. Moment für Moment.
Unser klar weißes Bad und WC wird mich jetzt immer an diese wunderbare Übungs-Zeit erinnern.
Im Endeffekt liegt es an mir, auch auf dem ersten Blick vielleicht scheinbar endlose Arbeit in heilige Zeit zu verwandeln. Heilige Zeit heißt für mich sinnerfüllt zu wirken. Wo ich eine innere Freude spüre und ein Ergebnis sehe – und vielleicht sogar auch abends auch meinen Körper intensiver spüre, in dem Fall meine Arme und Schultern …. ;-).
Da steh ich drauf….jede Zeit, so bewusst wie nur möglich zu erfahren.
Von Rosa in Weiß.
Danke.