Margarete Hohner

Du stehst auf, aus deinem weichen warmen Bett,
bewegst deinen Körper ins Bad,
rein in die Dusche.
Warmes und kühles Wasser laufen an deinem Körper runter.
Duftendes Öl.
Nackt, nass und „sauber“ beendest du dieses Ritual.Du reibst dich trocken,
frisierst dein Haar glatt, entwirrst es,
Zahnpaste und Bürste erfrischen deinen Mundinnenraum,
du schlüpfst in deine Wäsche,
deine weiche Brust wird leicht in Stoffschalen „gequetscht“.

Nach tagelanger Freiheit wieder etwas ungewöhnlich, fast fremdartig.

Du warst jetzt über 60 Stunden nonstop in der Natur.
Tag und Nacht.
Verbunden mit den Elementen.
Geerdet.
Heiß, kalt, windig, nass, feucht, schmutzig.
Hast nach salzigem Schweiß geschmeckt.
Beim Feuer getanzt, getrommelt, gesungen.
In die Luft geschaut.
Wolken und Vögel beobachtet.
Deine Klospülung war das Laub.

Nun schlüpfst du rein in „deine“ frisch gebügelte Kleidung.
Bedeckst dich.
Betonst deine Augen zart mit Farbe,
machst Lippenstift an deine Lippen.
Legst dir schöne Ohrringe – passend zur Kleidung – an.
Sprühst einen Spritzer guten Duft in deine Aura,
schlüpfst in Bluse und Hose.

Du bist wieder in deiner Rolle.
Sauber gekleidet.
Bist „schön“ und riechst gut.
In deinem bequemen Luxus Leben
und so viele jammern darüber.
Dabei ist nicht mal das Wasser das du trinkst selbstverständlich.
Nicht das weiche Klopapier.

Noch schnell in die Schuhe rein,
die im Endeffekt mehr trennen als schützen.
Doch auf dem vielen Beton ist es wohl egal.

Ich liebe Auszeit in der Natur.

Sie verbindet mich zurück.
Verwurzelt mich.
Macht etwas mit mir, in mir.
Weitet das Herz
und beruhigt den Verstand.

Die Natur macht mich total präsent.
Die Sinne schärfen sich.
Die Zellen regenerieren sich.
Der Körper funktioniert so unglaublich.
Die Bewegung an der frischen Luft lässt dich deine Muskeln spüren.
Das Schauen in das immerwährende Grün ist Balsam für deine Augen und für das, das noch tiefer schaut.

Und ich liebe es jedoch auch sehr,
wieder in diese Welt hier schlüpfen zu dürfen,
bin dankbar für diesen Luxus.

Wir leben in einer so unglaublichen Fülle.
Überfülle.

Du sitzt wieder in der Arbeit.
Und – jedem Menschen dem du begegnest,
segnest du,
indem du diese Natur
aus dir bist.
Freundlich und Präsent.
Du siehst den Schatz vor dir und rund um dich.

Dein Urcharakter wäre wild, frei und nicht ganz so bequem.
„Da draußen“ kannst du das alles sein
und zugleich erhältst du es auch so.
Unbequem ehrlich.

Da schaut Gott auf dich, aus dir und mit dir.
Abenteuer Leben.

Und deine Seele vergisst nicht.

Welch ein Luxus das ALLES auskosten zu dürfen.
Das gesamte Spektrum des Lebens.

Danke Gott.