Sommer 2021: Aus meinem facebook Juli Archiv
01.07.2021/ irgendwann abends
Abendseite
Vor kurzem war eine 86jährige Dame bei uns in der Praxis.
Wenn die Leute bei der Erstanamnese bei mir sitzen, steht seit Corona eine Plexiglaswand zwischen uns.
Als diese Dame mir erzählte, dass sie oft Gedanken quälen, wozu sie eigentlich auf der Welt war, strömte so eine warme Welle in mir auf.
Ich positioniere mich so hin, dass ich im Plexiglas meine Augen (ich kann darin ganz leicht mein Gesicht als Spiegelbild sehen) genau in die Höhe ihrer Augen positioniere.
Das ist der Punkt wo unser Gesicht miteinander verschmlizt.
Ich sehe ihre Haut, die Falten, die trockenen Lippen, auf denen noch Reste von Lippencreme sind, ihre schönen flaumigen Haare und es berührt mich voll.
Und zugleich sehe ich auch mich.
Wir sind eins.
Frauen.
Leben.
Ein voll gelebtes Leben. Sie hat 18 Jahre ihre Eltern, zuvor ihre Großeltern und später ihre Schwägerin gepflegt. Den Mann pflegt sie jetzt.
4 Kinder hat sie großgezogen, alle haben studiert und bis auf eine Tochter sind alle weg.
Nur wenn es um Grundstücke und Geldangelegenheiten geht, melden sie sich, sagt sie.
„Ich möchte in dem Wald auf unserem Grund begraben werden“, sagt sie „und sie brauchen alle nicht zu meinem Begräbnis kommen. Sie werden es erst danach erfahren.“
Der Satz, wozu sie gelebt hat, tat mir weh.
Ich habe tiefsten Respekt vor dem Werk dieser Frau.
„Sie haben alles gegeben.“ sage ich.
Sie weint und lächelt.
„Wie viel mehr wert kann ein Leben denn sein?“
Später dann erzählt sie noch voller Humor viel Anderes und wir beide sehen oft dabei aus, wie ein junges strahlendes Mädchen.
Gute Nacht, wer auch immer das liest.
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04.07.2021/ irgendwann morgens
Morgenseite
Liebe hat weder mit einer Person – noch nicht mit einer Person zu tun.
Sie ist da, wo ich grad bin.
Egal, ob die Sonne scheint, oder ob es regnet.
Egal, ob ich alleine ins Grüne schaue oder mich in einer Reihe von Menschen in einem Laden bei der Kasse anstelle.
Egal, ob ich mit Mann, Frau, Kind,Tier oder Pflanze bin.
Viel zu oft vergesse ich darauf. Bin nur in meinen Gedanken unterwegs, an tausend Orten. Abgelenkt.
Dann wird es mir bewusst und ich frage:“Bist du jetzt da?“
Ich brauche die Frage nicht mal fertig zu stellen, erfahre ich sofort diese Liebe.
In dem Bild, in der Form, wie es genau da ist.
Liebe enthält alle Formen und Farben.
Sie sitzt jedoch nicht in den Gedanken.
Sondern in der Person, die denkt.
Sie ist vor, zwischen und nach den Gedanken.
Da, wo ich bin.
In dir und in mir.
Im Grashalm und in der Sonne.
Im Essen und in der Bewegung.
Wir erfahren sie, sobald wir sie erkennen.
Guten Morgen, wer immer das auch liest.
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06.07.2021/ 00:23Uhr
Verletzungen und Enttäuschungen stillschweigend hinzunehmen und weiterhin auf cool zu machen macht mich hart und baut Mauern rund um mein Herz.
Ich möchte das nicht mehr.
Ich steh auf Körperarbeit. Im Körper ist alles gespeichert.
Mein Körper erschafft keine Dramen und erzählt keine Geschichten.
Ich muss es nicht mal genau wissen oder analysieren.
Musik an, Hinstellen, Augenbinde auf.
Ready to Start.
Mein Körper führt mich.
Unser Körper ist nur auf Heilung ausgerichtet.
Unsere Gedanken meist auf Probleme.
Schüttel, tanz, schrei, atme, singe, tobe, lache, weine…. dich frei.
Mögen die inneren Mauern fallen, die Krusten sich lösen und Verletzbarkeit immer da sein dürfen.
Verletzbar zu sein, heißt Mensch zu sein.
Aber es muss nicht ewig weh tun.
06.07.2021/ 19: 38 Uhr
Liebes Leben!
Ich glaube, dass wir unsere Baustellen weder durch Reden, noch durch Therapien oder durch Entschuldigungen oder das berühmte Loslassen lösen können.
Ich glaube, dass wir es gar nicht lösen können.
Erst wenn ich anerkenne, dass ich als Mensch einfach eine never endende Baustelle mit Gefühlen, Emotionen und Schuld samt Scham sein darf, lockert sich etwas in mir.
Es lockert sich, irgendetwas zu müssen.
Irgendetwas sein, sagen oder tun zu müssen.
Ich habe nur eine Pflicht, einen Auftrag, eine Spur.
Nur darin liegt meine Jagd, danach lechzt mein Instinkt und sehnt sich mein gesamter Körper:
Wo und wie genau kann ich dich/mich/es lieben?
Gib uns die Fähigkeit dafür, es immer wieder zu erkennen und verschwenderisch zu teilen.
Lass es einfach Liebe sein.
Nothing else.
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08.07.2021/ 22:38 Uhr
Abendseite
Keine Ahnung, ob es am Alter liegt oder einfach an dieser speziellen Zeit jetzt.
Alles, was ich tue und mit wem oder was ich mich beschäftige, entfällt einer immer klareren Zensur.
Wenn es mir keine Freude mehr macht, mir nichts mehr gibt oder ich nichts mehr geben kann, lass ich es sein.
Corona war da ein großer Lehrmeister, weil mir auf einem Schlag so ziemlich alles weggenommen wurde.
Und jetzt ist Prüfzeit: was bleibt? Was nährt meine Seele?
Heute hatten wir wieder Trommelprobe
– und ich sage euch –
dieses Ding bleibt 100 Prozent.
Ich liebe uns UrDrummer, die Rhythmen sitzen tief im Körper, sofort erinnert er sich: „jaaaa, das tut uns gut“
Meinem Körper und meiner Seele.
Es ist so wichtig und schön, solche Seelendinge zu haben.
Etwas, das bleiben darf, so wie es ist.
Eine Erkenntnis, die mich glücklich macht.
Gute Nacht, wer auch immer das liest.
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09.07.2021: 2:28 Uhr morgens
Kein Auge zugetan und putzmunter.
Es hatte extrem gestürmt.
Mein Vorhang wehte voll vertikal bei der Balkontüre raus.
So lange wie möglich ließ ich Fenster ganz offen. Ich mag das Herannahen des Sturms. Und habe zugleich tiefsten Respekt.
Schaue dann Blitze und lausche Donner und den extremen Wassermassen, die vom Himmel schiessen.
Jetzt ist es wieder ruhig, ein paar Tropfen rinnen noch und klopfen vereinzelt an Blechstellen.
Es ist ausgeatmet.
Durchgefegt.
Aufgeräumt.
Vielleicht sogar auch zerstört.
So viel Kraft liegt in der Natur und ich möchte auch sagen, so etwas wie Wut.
So spürt es sich für mich an.
Diese Stürme sind kleine Kriegserklärungen und es wundert mich nicht.
Etwas tobt in der Luft.
Etwas schiebt.
Kraft trifft auf Kraft.
Wie klein der Mensch doch ist und wie wichtig er sich nimmt.
Dennoch, ist er das einzige Lebewesen, das sich dessen bewusst sein kann.
Lasst es uns nicht versauen,
diese Form von Liebe, die in jedem Grashalm liegt.
17:17Uhr
Heute hält Gott wohl seine Finger auf meine heller klingenden Seiten.
Erdig gut.
Ich rutsche grad live tiefer ins Leben rein.
Eine tiefe Essenz erreicht mich.
Nach tagelanger Wut, die ich in mir getragen habe und die garantiert noch in Ecken von mir vorhanden ist.
Ich tue mir sauschwer mit Wut.
Doch ich lerne sie nehmen zu können, mit ihr zu tanzen, ihre Schönheit und kräftige Klarheit zu erkennen.
Da ist eine tiefe Kraft.
Die Wolken am Himmel, sind die Wolken in mir.
Und sie ziehen in Windeseile.
Kaum setze ich mich in die Sonne, spüre ich erste Regentropfen.
„Sei dir niemals irgendeiner Sache sicher, liebe Margarete.“ sagt es in mir.
„Wisse, dass du nichts weißt“ hallt diese Stimme auch noch nach.
„Außer-
dass dich durch alle Wolken-Wut-Stürme hindurch etwas für immer und ewig liebt.“
Dieses „es“ spielt heute meine klingenden Seiten und ich lächle dabei dankbar und möchte es so gerne festhalten können.
Jetzt kommt wieder die Sonne.
Leben ist ein immerwährendes Wechselspiel und ich liebe es.
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14.07.2021 /10:28 Uhr
Morgenseite
Nichts und niemand ist für dich verantwortlich.
Du selbst bist die Antwort auf all dein Suchen und Sehnen.
Nur in verletzbarer totaler ehrlicher Offenheit kann das Leben den Weg in dich hinein finden und dich führen, dir zeigen und dich lehren.
Das ist Vertrauen.
Im offensten Schmerz der Liebe treu zu bleiben.
Möge ich immer tief im Vertrauen sein.
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20.07.2021/13:42 Uhr
Es gibt eine Kraft, die uns Frauen nährt.
Diese liegt jedoch niemals im Wort.
Weder im Gesagten, noch im Gehörten.
Sie liegt nicht im Kopf und hat nichts mit Wissen oder Können zu tun.
Diese Kraft ist still jeder Sprache.
Immer präsent.
Sie ist die tiefste Wurzel und immer da.
Physisch gesehen, liegt sie in unserem Schoß.
Hier tobt das Leben, hier schwillt die Kraft, da tanzt der Mut.
Hieraus will geboren, erschaffen und geliebt werden.
Hieraus kommen und gehen auch die größten Schmerzen.
Hieraus kommt Blut, Leben und Ekstase.
Doch irgendwas hat vielen von uns eine Sperre gelegt, im Bereich des Halschakras.
Und wir reden und reden unaufhörlich vom Kopf her.
Auch wenn niemand da ist, redet es in uns.
Kein Wort, das vom Kopf kommt, wird jemals zu einer erfüllenden Tat des Lebens, des Mutes oder in einen Akt der Liebe münden.
Ein Akt der Liebe kann nur aus Hingabe ans Leben erfolgen.
Hingabe kann nur aus Kapitulation erfolgen.
Die Loslassen, die ich dachte sein zu müssen.
Niemand kann dich oder mich erdenken oder erklären.
Aber etwas kann uns lieben, wenn wir still sind.
Beyond.
Öffne den Spalt.
Stell deinen Fuß rein.
Entdecke, rieche, spüre wer du tatsächlich bist.
Frau, gib das Kämpfen und Diskutieren auf und dann schau, wer oder was dich niemals aufgibt.
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24.7.2021 / 22:41 Uhr
Abendseite
Ich habe viel verloren.
Doch ich glaube, im Endeffekt noch mehr gewonnen.
Ich stehe haargenau an der Konsequenz aller meiner Entscheidungen.
Auch der unausgesprochenen, nur gedachten.
Und zugleich ernte ich, was ich gesät habe.
Leben lauscht immer mit.
Es gibt und es nimmt.
Immer schneller und intensiver.
Ich möchte dabei immer wacher werden.
Auch durch die Kacke hindurch.
Sobald die Wunden ausbluten, wachsen Muskeln.
Dieser ganze Prozess kann unmöglich umsonst sein. Daran glaube ich zutiefst.
Gute Nacht, wer auch immer das liest.
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25.07.2021/ 20:57 Uhr
Abendseite
Heute schlafe ich in einem Stift in Seitenstetten.
Immer schon reizt mich diese Einfachheit, gepaart mit Fülle aus dem Glauben heraus.
Ich beneide tiefgläubige Menschen um derer absoluten Klarheit.
Selbst sind unsere Wohnungen/Häuser eher voll, jedoch der Glauben leer und verschwommen.
Oder alles modern minimalistisch.
Samt dem eigenen Herzensraum.
Das Fenster hier schaut in den Hof, es regnet leise und ein wohltuender Wind kommt zum Fenster rein.
Am Schreibtisch liegt die Bibel und Bücher zum Meditieren.
Ich merke immer mehr, wie sehr Umgebung auf mein Selbst wirkt.
Räume und Menschen. Das hier tut mir gut.
Ruhe und Einfachheit.
Ich darf noch wachsamer werden wer und was mich umgibt.
Irgendwann jedoch möchte ich selbst dieser klare Raum sein, unabhängig davon, welches Chaos sich manchmal in meiner Umgebung befindet.
Ich kann und muss nicht das Außen ändern, aber ich kann gut mich selbst klären.
Doch das schaffe ich nicht ohne Glaube und Vertrauen.
Der Regen hat aufgehört, ob hier heute noch der angekündigte Sturm kommt?
Ich bin bereit.
Und zugleich müde.
Vielleicht träume ich ja vom lieben Gott. In welcher Form würde er mir wohl erscheinen?
Gute Nacht, wer auch immer das liest.
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26.07.2021/ 19:33 Uhr
Auszeit – Tage.
Im Schreib- und Malraum von Monika Fischer -> https://fimona.at
Heute Nachmittag war malen dran.
Einfach drauf los malen.
Keine Vorgabe, kein Ziel.
Vormittags aktive Meditation.
Dazwischen schreiben.
Der Kopf ist so wohltuend leer.
Jetzt ist dann duschen und lesen im Bett dran.
Oder einfach müde und erfüllt lächelnd auf die Decke schauen, bis mir die Augen zufallen – so wie gestern.
Einfach der Freude folgen hat schon was.
Leben darf so gut schmecken.
Danke, deine Margarete