Mittwoch, 17.11.2021/ Lebensglück & Amaryllis
Mittwoch, 17.12.2021 / 19:42 Uhr
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Das war heute ein richtig guter Tag.
Was macht denn einen Tag gut und richtig?
Ich weiß es nicht genau.
Sowas passiert ganz von selbst.
Es gibt keinen Ursprung und wohl kein Rezept dafür.
Es gibt keinen Plan für glücklich sein.
Ich erlebe keine geplanten Tage der Freude mehr, sehr wohl aber Lebensmomente im Alltag, die in mir etwas erzeugen, das mich nährt und wärmt, mir seelisch und körperlich guttut.
Früher empfand ich sowas hauptsächlich beim Fortgehen, beim Treffen mit Menschen, beim Wellnessen, in Urlauben, beim Shoppen … – irgendwas „Besonderes“ halt.
Das ist komplett weg.
Es kann sein, hat aber nichts mehr mit äußeren Umständen zu tun.
Es erwischt mich immer ungeplant.
Was war also heute so besonders und schön?
Es war ein „stinknormaler“ Arbeitstag.
Es ist momentan so viel zu tun, dass mir das Kaffee + Wassertrinken dazwischen wie eine kurze Entspannung direkt am Meer vorkommt.
Ich liebe es, wenn Leben will und mich fordert.
Es ist gut, für etwas arbeiten zu dürfen.
Und es tut so gut, gemeinsam eine Entwicklung zu beobachten.
Als Team sich gegenseitig wahrzunehmen in seiner Verschiedenheit.
So vielen Menschen geht es jetzt schlecht. November / Dezember ist in unserer Ordination Höchstbetrieb.
Und jetzt sowieso noch ärger als sonst.
Die verrückte Welt „da draußen“.
Ich möchte mit ein Teil einer „Oase“ sein.
Eine Minute Liebe, Gehör, Möglichkeit, Menschlichkeit, Freundlichkeit, Lebendigkeit, Humor oder Ähnliches.
Und selbst wenn es oft nur am Telefon ist.
Freude zu geben, schenkt selber Freude.
Ich vermute, dass dies ein Teil des Rezeptes sein könnte.
Sofern man es nicht deswegen macht.
Ich bin dankbar für das, was ich tun kann/darf.
Und das werde ich machen, so lange ich lebe.
Richtig gute Tage haben.
Genau jetzt erst recht.
Heißt: ich lass Leben einfach geschehen. So, wie es mich braucht.
Bis es mich dann wieder mal rüttelt und schüttelt. Was mit ein Part des Ganzen hier wohl ist.
Ich bin bereit. Hauptsache Lebendigkeit.
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Die Krönung kam dann noch „danach“:
Vor 1 Jahr – als ich hier einzog – kaufte ich mir eine Amaryllis, eine kleine Knospe war sie.
Ich nahm sie als äußeres Bildnis für „Wachstum und Aufblühen“ auf dem neuen Weg.
Sie blühte lange Zeit wunderschön.
Man sagte mir, danach kann man sie kompostieren.
Doch ich ließ sie – verblüht und eher unattraktiv – lange am Schlafzimmerfenster, später am Balkon – stehen.
Selbst auch die grünen Blätter verdorrten im Sommer irgendwann.
Oft sah ich sie traurig an, gab ihr ein paar Schlucke Wasser und ließ sie in Ruhe.
Eigentlich goss ich nur mehr vermeintlich Totes.
Inzwischen steht sie wieder an meinem Wohnzimmerfenster, da es draußen wieder kalt ist.
Ich ließ ihr den Platz, ausgedörrt und immer wieder hielt mich etwas zurück, sie zu kompostieren.
Und heute gebe ich ihr wieder mal ein paar Schluck Wasser und sehe DAS (siehe Foto).
Auferstehung von den Toten.
Wie schön ist das denn?
Egal, ob sie blüht oder nicht.
Sie will leben.
Und sie darf, wie sie will.
Aus monatelangem stillen Verharren im Dunkel, bei Hitze und Kälte, wächst Leben.
Wie wunderbar ist das denn?
Da ist sie wieder, die Freude.
Ungeplant. Wir können sie nicht steuern.
Danke, wer auch immer das auch liest.
Eure Margarete
1 Kommentar
Wie schön und besinnlich und zweckfrei du diese Zeilen geschrieben hast, liebe Marianne ❤️