Margarete Hohner

Leben will als Du überquellen

15.12.2018 10:05 keine Kommentare

Früher dachte ich immer, dass es niemanden auf dieser Welt gibt, der mich versteht, der mich aushält, der auch „mir genug“ ist, dem ich nicht zu anstrengend und zu fordernd werde.

„Und niemand hält das an Liebe aus, was in mir da drinnen brodelt.“ sagte es nonstop mir. Tagebücher habe ich damit vollgeschrieben.

Und dachte, damit ganz alleine und abnormal zu sein.
Als dass diese sprudelnde Quelle in mir etwas ist, das eingegrenzt und im Zaun gehalten gehört. Brav und angepasst.

Und ging – diese Gedanken in mir tragend – ziemlich geheim damit durch die Welt. Nachts sprach ich mit einer geheimen Welt darüber.

Tagsüber war ich suchend nach Formung und Reduzierung um „normal“ zu werden.

Denn sonst werde ich zu groß, war der Haupttenor in mir. Das ist Ego, wenn du zu groß wirst und zu überschwenglich, schalt eine Stimme in mir.

Heute saß ich in der Kirche. Genauso wie vorige Woche. Genauso wie ich täglich vor meinem Altar sitze oder vor dem Altar in einem Ashram und genau dieses Gefühl, dieses „Überquellen wollende“ strömt und pumpt da in mir und will und will.
Ungebrochen.
Auch noch nach all den Jahren.
In diesen heiligen Räumen höre ich es direkt in mir rauschen.

Und ich lass es heute da.

Denn etwas lässt in mir eine Ahnung hochkommen, dass es genau umgekehrt ist. Dass es das Ego ist, das uns klein halten möchte. Denn, wenn ich tatsächlich dies alles immer live aus mir rausströmen lassen würde, hätte das Konsequenzen und ich hab keine Ahnung ob ich die tragen möchte und wie weit sich das „geordnete“ Leben ändern würde.

Und ich glaube, dies ist eines der größten Hindernisse von uns allen.
Genau das hält unser aller Licht unter dem Schemel.

Dabei – ganz klar gesehen – macht, sich klein, brav und angepasst zu halten, unfrei.

Wir halten uns in uns selbst gefangen.

Wir knebeln die Liebe.
Wir fesseln Gott – in uns selbst.

Heute treibt es mir deswegen immer wieder die Tränen in die Augen.
Ich lass es langsam kommen. Immer mehr, weil es mich selbst sonst innerlich davonschwemmen würde.
Und: es hat nichts mit mir persönlich zu tun.

Da sitzt eine Person in der Kirche und heult wieder mal. Und sofort schämt sich auch gleich wieder etwas in mir dafür. „Abnormal bist du“, sagt diese Stimme.

Das Alles ist in uns allen.
Und indem ich das alles still schlucke, kann ich es auch in dir nicht auslösen. Wir verhindern uns gegenseitig.
Wir fesseln dadurch Gott – auch im nächsten.

Wir sind wandelnde Korsette geworden.
Und die Luft in uns drückt uns gewaltig.

Auf Körper und auf Seele.
Wir werden krank, psychisch und physisch.

Und wenn wir nicht – jeder Einzelne – damit beginnen, frei zu werden, wird dieser stinkende Klärschlamm all unsere Arterien immer mehr verstopfen.
Und dies verhindert den natürliche klaren Strom in uns. Dieses Beben und Bewegen. Dieses pure Sein als permanenter Prozess.

Dieses Überquellen ist das Natürlichste und Schönste was in einem Menschen quellen kann bzw. sowieso immer da ist.
Nur, ich Depp, hatte immer Angst, dass ich meine Umgebung damit überfordere. Und zugleich, dass ich die Reaktionen darauf nicht aushalte.

Das Problem ist, dass wir uns durch die Überforderung des Gegenübers auf unser Verhalten sofort wieder kleiner machen, komisch vorkommen, wie von einem anderen Planeten und uns wieder und wieder anpassen. Aus Angst.

Setzen wir dem ein Ende. Egal, wer dir gegenüber steht.

Wer steht tatsächlich hinter unserem Gegenüber?
Was liegt hinter der Angst?

Wir sind nicht da, um angepasst zu sein.

Wir sind da um überzuquellen.
In uns und alle anderen.

Was auch immer das genau bedeutet…

Herzliche und umarmende Grüße,

Eure Margarete

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