Margarete Hohner

Es war einmal: Ich

20.12.2018 9:40 keine Kommentare

(M)eine Geschichte kurz vor der längsten Nacht des Jahres. Kurz vor der Zeit, wo das Licht wieder wächst…

Es war da mal ein kleines Mädchen, die liebe Greti, oder auch „das Greterl“ genannt, das so eine Freude hatte bei der (katholischen) Jungschar zu sein, denn dort waren immer viele Kinder.
Dadurch war sie auch oft in der Kirche. Sie wurde auch dort getauft, quasi „hineingeboren“.
Sie verstand nur manches in dieser Kirche so gar nicht, das sie dort tun musste: Dinge, wie Gebete zu sprechen, deren Worte sie einfach nachplapperte oder etwas zu beichten, das sie sich schnell ausdachte, denn sie hatte keine Ahnung was sie denn so Böses getan haben sollte, was der liebe Gott nicht sowieso schon längst lächelnd mit ihr besprochen hatte.
Schließlich war der liebe Gott ihr heimlich bester Freund, mit dem sie immer ihre stillen Gespräche führte. Ihre Gebete war tonlose aber herzoffene Kommunikation – meist abends unter der Bettdecke.

Es war einmal ein Teenager, Grete, die beim Klang von Trommelrhythmen jedesmal so etwas wie eine innere Explosion verspürte, die dabei diese alten komischen Familiengeschichten wegtanzte und überall auf der Suche nach Rhythmus war. Ihr Herz tanzte bei jedem Trommelschlag, ein ähnliches Gefühl, wie damals als sie mit ihrem besten Freund Gott im Herzen sprach. 
Es war egal, was rund um sie geschah, sie war einfach in diesen Momenten glücklich.

Die Gottgespräche sind inzwischen ziemlich in den Hintergrund verschwunden – nichtwissend dass sich einfach nur der „Kanal“ veränderte hatte. Denn sie glaubte an keinen Gott, sagte sie.

Es war einmal eine junge Frau, Greti, Grete, Micky, Maggie, Margret und wie sie sich noch so nannte, die nur mehr suchte und nichts mehr zutiefst verstand. Die nur mehr und mehr wollte und tausend Dinge machte. So viele Namen wie sie hatte, so viele Dinge machte sie, wollte sie, zogen sie an. Begann sie, verlor die Lust, hörte wieder auf und zweifelte an sich und der Welt. 

Es war nur die Mutterschaft die sie inzwischen total erfüllte. 

Doch diese Jahre verfliegen im Windhauch eines Augenblicks. Alles perfekte „Gotteskanäle“, ohne sich dessen damals darüber bewusst gewesen zu sein. Jedoch intuitiv zutiefst inhaliert und geliebt.

Kinder aufwachsen sehen zu dürfen, ist Gott permanent live in Extrem.

Es war einmal eine Frau, Grete oder Margarete. Ihre Kinder sind nun selbst wunderbare erwachsene Frauen.
Sie träumt nun davon, Rhythmus auf die Straße und in die Kirche zu bringen. Denn in ihrem Herzen trommelte inzwischen Gott, tanzte Gott, sang Gott, hatte er eine Stimme der Freude.

Und: Er war auch eine Sie und und ein Es zugleich. 

Die Herzensgespräche offenbarten sich zu Herzenstaten. Diese Sehnsucht bekam regelrecht Hand und Fuß und verteilte sich auf sie selbst, alles geschah durch sie selbst, bemerkte sie mehr und mehr.

Es war eine Frau, Margarete.
Die 2010 das erste mal auf der Straße trommelte, mit den Perchten, um die „bösen Geister“ auszutreiben, die gesamte Landstraße in Linz entlang. Bei diesem Trommeln fielen so viele Schranken weg.
Plötzlich war etwas da, das innen drin schon immer so sein wollte.
Mit der Angst vor den Perchten verschwand dabei zugleich auch so viel anderes.
Und peu a peu, was nicht mehr zu ihr passte.

Es ist eine Frau, Margarete. Eine Spinnerin. Diesen Titel hat sie nun offiziell verliehen bekommen. Und es ist der schönste Titel den man sich vorstellen kann. Eine Spinnerin, ist eine Person, die Fäden spinnt, Netzwerke baut und Vieles zusammenführt.

Diese Frau trommelte letzte Woche wieder bei einem Konzert in der Kirche. 
Ein Konzert das „nur“ mit einer Sehnsucht begann. 
Mit Gesprächen als Kind unter der Bettdecke, 
mit Tanz an so vielen Ecken und Stellen als Teenager, 
mit dem Begleiten zweier wunderschöner Töchter viele Jahre lang,  
mit dem Zweifel an so Vieles, 
mit dem Finden von so Vielem, 
mit dem Aussprechen von Wünschen, von dem was im Herzen brennt, 
mit dem Tun von dem was im Herzen will.

Und das erleuchtendste, an dem allem ist: 
Das was in „meinen“ Träumen, Sehnsüchten, Wünschen, Visionen immer in mir rumorte, hatte niemals mit dem zu tun, was ich dachte: 
Nämlich, dass ich unendlich glücklich bin, wenn „ich“ das mache.
Sondern, dass es mindestens noch eine weitere Person mehr berührt als mich selbst. Vielleicht sogar ganz viele.

Und das macht dann glücklich.
Dieses geteilte Tun und Sein.

Schau mal diese viele Lichter.
Aufgenommen bei unserem UrDrummer-Konzert Klangraum Kirche letzten Sonntag.

Es geht nicht um mich als Einzelperson, sondern darum, was auch durch mich – und dich – so alles in dieser Welt passieren kann. 
Manchmal ist es einfach trommeln in der Kirche – das für mich eine ganz tiefe Symbolkraft für viel anderes auch hat. 
Der Kreis schließt sich.

Es hat sich alles erfüllt.
Es ist alles da.
In der perfektest möglichen Art.

Danke, Gott, das alles bist du.

Ich verneige mich zutiefst vor deiner Schönheit, umfassenden Vielfältigkeit, deinem Geheimnis, deiner Offenbarung, deinem Dasein –
durch DAS.

In Liebe, Margarete 

20.12.2018

Foto: Wolfgang Reisinger, bei einem Konzert der UrDrummer am 16.12.2018 in der Ebelsberger Pfarrkirche

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