Den Stab weiterreichen
Diese Zeit birgt für Frauen in „meinem Alter“ sowohl große Chancen als auch gefinkelte „Gefahren“. Die Gefahr nämlich, sich wirr machen zu lassen. Wenn du eine aktive Frau bist, offen für Neues, gerne am Tun, am Projekte entwicklen usw. und dir die „nächste Generation“ unter die Haut gehen lässt, kann es schnell passieren, dass dir innerlich mal kurz die Luft wegbleibt.
So geht es zumindest mir gerade.
Schnell kommt da gleich mal folgender erster Gedanke hoch: wie kann ich da noch mithalten?
So viel passiert gerade zugleich, auf allen Ebenen.
Dann merke ich, was am allerwichtigsten ist: mich erst einmal entspannen. In genau das.
Der Gedanke kommt nämlich einfach nur aus dieser verflixten „Vergleichsecke“.
Doch warum muss ich mit der nächsten Generation vergleichen?
Wir sollten sie einfach feiern, dass sie sowas von auf Zack sind und echt einen Schub nach vorne machen wollen, so wie wir damals.
Die Herausforderungen nehmen nie ab.
Meine Aufgabe ist es heute, sie wertzuschätzen, voll anzuerkennen, sie zu unterstützen wo ich nur kann und zugleich der ausgleichende ruhende Pol zu sein.
Es bedarf uns Erfahrenen, das alles wohlwollend unterstützen zu können. In Liebe, in einer echten Wertschätzung und in einem starkem Vertrauen.
Es gibt so diese Frauengenerationsdinge.
Und ich mag das sehr.
Ich liebe es, in Würde altern zu dürfen und zugleich wach am laufendem Geschehen teilhaben zu können.
Die Schönheit aller Zeiten niemals aus den Augen zu verlieren.
Wenn ich total in die Stile komme, scheint eine Perspektive in mir auf, als ob ich von „drüben“ herüberschauen würde. Bitte nicht falsch verstehen, ich hab noch nicht vor zu sterben, gute 20 – 30 Jahre wären schon noch cool hier zu sein, doch in dem Bewusstsein von meinem Tod her auf das Alles hierher zu blicken, bringt alles in mir sofort zum stillen Lächeln. Dass es gut ist so wie es ist. Dieser ganze Lauf des Lebens, der Erde.
Und dass wir ALLE eine Verantwortung haben. Das Leben pocht hier in uns. Jeden Moment.
Ganz tief mir drinnen wird es schon immer ruhiger, doch viele Schichten darüber ist immer noch dieser getriebene Anteil, etwas leisten zu müssen, noch mehr, noch schneller, das fließt noch so in meinen Adern drinnen.
Ein altes Muster, jung antrainiert worden und permanent genährt.
Cut.
Bewusst den Raum wechseln. Einen Schritt zurück und damit zugleich nach vorne machen.
Dem stillen Herz die Bühne gewähren.
Etwas in mir atmet dabeidas Wort „endlich“.
Alles und jeder und jedes hat seine Zeit und seinen Raum.
Und vielleicht wird es einfach an der Zeit mich manchmal auch ein klein wenig zurücklehnen zu dürfen und die Bühne frei zu machen für das, was da kommt.
Es einfach segnend, betend und liebend zu unterstützen.
Ich bin sowieso da.
Es braucht uns starken auch so sehr im Hintergrund, als stabile Basis.
Wir haben bis jetzt getan was ging und tun es auch weiterhin, doch ganz wichtig ist, die Jungen auch über uns zu nähren, nicht indem wir noch volle Kanne mithalten wollen, sondern indem wir sie voll anerkennen, nicht mehr „nur“ als unsere Kinder.
Den Weg für das Neue frei machen und als solide und starke, liebende Rückenlehne fürs Halten, Stützen und Helfen da sind.
Den Stab weiterreichen.
Damit sie dann später wieder die nächsten Jungen weise stützen und halten können.
Wir alle tragen uns alle. Gemeinsam.
Über alle Generationen hinweg.
In Liebe.
Eure Margarete