Margarete Hohner

AMADEAS Schwesternbrief vom 2.12.2019

6.12.2019 10:44 keine Kommentare

🌹SCHWESTERNBRIEFE
2. Dezember 2019

Liebste Margarete,

Dein letzter Brief ist sowas von wundervoll. Du schreibst zwar, dass du weniger zu Papier bringst, doch das, was da steht ist extrem gehaltvoll.

Ja, ich bin auch so glücklich darüber, dass schon seit Jahrtausenden die Menschen ihre Weisheit aufschreiben.

Es ist so erstaunlich, wie vieles universell und die unabänderliche Wahrheit ist, ob es von Konfuzius geschrieben ist, oder ob ich und du es am eigenen Leib erfahren dürfen.

Weisst du, mir sind in letzter Zeit mehrere Frauen in unserem Alter begegnet. Es geht uns allen ähnlich.
Wir schaffen das geforderte Pensum nicht mehr, einfach, weil es nicht mehr zu uns passt. Wir sollten nicht für den Lebensunterhalt krampfen müssen.

Wir haben schon soviel geleistet , erlebt und erfahren. Nun wäre eigentlich die Zeit da, mit unserer Weisheit junge Frauen zu unterstützen.

Manchmal denke ich an die „gute alte Zeit“ zurück.

Hier in der Schweiz gab es neben dem Bauernhof ein kleines Häuschen, das Stöckli. Da wohnten die Grosseltern.
Sie lebten für sich, konnten aber jederzeit am Familienleben teilnehmen und mithelfen, wenn Not am Mann/ an der Frau war.

Sie kümmerten sich um die Enkel, brachten ihnen Tätigkeiten bei, für welche die Eltern keine Zeit fanden, erzählten Geschichten…

Das fällt mit unserm System alles weg.

Wir haben Angst zur Last zu fallen, und unsere Gabe der Weisheit ist nicht mehr gefragt.

Die Kinder werden in der Tagesstätte betreut, beide Eltern arbeiten, um dann angeblich später finanziell versorgt zu sein.

Das ganze ist nicht menschlich, es fehlt das Mitgefühl, das Betrachten der Individualität.

Neus Jobs gibt es keine mehr für uns, denn wir sind zu wenig effizient, zu kostenintensiv. Also müssen wir zum Arbeitsamt, sind quasi auf Almosen angewiesen.

Der kleine Prinz kommt mir in den Sinn. Der Mann , der auf seinem Planeten rechnet und rechnet.

Das ist nicht das Leben.

Irgendetwas ist gründlich schief gelaufen. Arbeitslos, obdachlos, vereinsamt.

Ich habe dir ja schon erzählt, dass alle Hörbücher , die ich momentan anklicke, von der Vergangenheit während der zwei Weltkriege handeln.

Es geht immer darum, dass die Frauen eigentlich ihre Männer und Söhne nicht ins Feld schicken wollten, die Männer entweder fielen oder traumatisiert zurück kehrten. Das ganze wurde unter den Teppich gekehrt und nun forschen die Nachkommen in der Familienvergangenheit.

Diese Bücher entstanden alle in den letzten zwei, drei Jahren, oder sind 2019 neu erschienen.

Das ist doch sehr interessant. Da ist das Bedürfnis diese Verstrickungen zu lösen.
Wir Frauen wollen das bereinigen.

Wir tragen das Leben in uns, gebären Kinder und wollen sie nicht für sinnlose Kriege opfern.

Frieden ist das Bedürfnis der Frau.

Ich bin sicher, dass diese Vergangenheit in unseren Zellen abgespeichert ist. Meine Eltern waren während des zweiten Weltkriegs Kinder.

Die Industrialisierung, die Kriege und die Emanzipation haben zu neuen Familienverhältnissen geführt und der Staat hat angeblich die Verantwortung übernommen.

Wie konnte dies geschehen? Liessen wir uns von der Bequemlichkeit einlullen?

Das Gesundheitssystem ist ein gutes Beispiel. Wir bezahlen unseren Beitrag und übernehmen überhaupt keine Verantwortung für unseren Körper. Wenn wir krank werden wird ja bezahlt, also spielt es keine Rolle, was wir essen, ob wir genug schlafen, ausreichend in der Natur sind, spüren wieviel Arbeit uns zuträglich ist, oder eben nicht.

Ich glaube, dass mehr Eigenverantwortung und somit Lösungen für den Einzelnen uns guttun würden.

Ich fühlte mich ja schon während der Schulzeit in diesem System fehl am Platze. Irgendwie habe ich immer am Rande davon etwas für mich passendes gefunden.

Momentan erlebe ich mich ziemlich ausserhalb.
Vielleicht ist es ja an der Zeit gemeinsam mit anderen Frauen etwas zu schaffen.

Ist ja nicht von ungefähr, dass sie mir begegnen.

Unsere 🌹SCHWESTERNBRIEFE sind schon mal ein guter Anfang.
Alles weitere wird sich zeigen.

Heute bin ich unterwegs. So richtig…. hin und zurück etwa siebeneinhalb Stunden. Momentan im Morgenpendlerverkehr. Ich hoffe, nach Zürich wieder freier atmen zu können.

Das Gute ist, dass ich wieder einmal richtig viel Zeit zum Schreiben habe.

Zuhause habe ich in letzter Zeit einiges zu tun. Ich wollte kleine Geschenke aus meiner Küche weiter geben.
Am aufwendigsten sind die Verpackungen. Ich bin professionelle Etikettenablöserin. 😉
Es macht wirklich Spass aus leeren Gläsern neue Behältnisse zu kreieren.

Abfall vermeiden braucht Zeit.

Schon beim Einkauf. Es braucht Gläser und Säcklein. Zum Glück habe ich unsern Max, den Einkaufswagen, denn durch die Gläser schleppe ich schwerer.
Doch es ist einfach nur eine Sache der Gewöhnung. Inzwischen lege ich die leeren Behälter und Beutel ganz automatisch in die Einkaufstasche, die neben der Tür hängt.

Unsere Grosseltern machten ihre Einkäufe ja auch auf diese Weise und es ging.

Ich nehme mal an, dass wir, (also die Mehrheit) die momentan auf der Erde leben, in Sachen Bequemlichkeit, die verwöhntesten und unbewusstesten Menschen sind.

Irgendwie läuft alles heute auf dasselbe hinaus.

KOMFORTZONE VERLASSEN!!!

Wenn jeder, jede nur zwei, drei Dinge des Alltags ändern würde, wäre schon viel erreicht.

Habe vorhin eine junge Frau mit Isolierflasche und Emailbecher ihren Kaffee oder Tee geniessen sehen.

Ich selbst habe immer Stoffbeutel bei mir, damit ich keine Papier oder Plastiktüten brauche. Oder den eigenen Löffel….

Wir können ganz leicht einiges beitragen.

Es macht vor allem Freude! Ich bin glücklich, wenn ich wieder etwas Neues finde, das ich unverpackt kaufen kann.

Es braucht zwar alles Zeit, doch das Gefühl, die Samen der Kürbisse nicht auf den Kompost geworfen zu haben, sondern sie sorgfältig vom Fruchtfleisch zu lösen, zu trocknen, kleine Tütchen zu basteln und sie an Gartenfreunde zu verschenken, ist einfach grossartig.

Wir haben sogar eigene Korianderkörner, weil wir die Pflanze im Garten sich versamen liessen.

Das ist eine so beglückende Sache!

Nicht zu konsumieren und dafür altes neu entdecken befriedigt uns, bringt uns den Frieden.

Liebste Margarete, ich wünsche dir eine friedliche, besinnliche Adventszeit.

Ich liebe dich 😘

Was denkst du?