Margarete Hohner

Gestern im tiefverschneiten Mühlviertel.
Von gefühlten minus 50 Grad auf gefühlte plus 50 Grad und dies alles im Wechselspiel 😉 .
Mein Plan wäre gewesen: meinen Köper kleinschritteweise wieder mehr an Kraft aufzubauen.

Schneeschuhwandern mag ich sehr, diese unbegrenzten Wege querfeldein gehen zu können, durch unberührte Natur ist sowas von wunderschön und befreiend.
Naja, so starteten Thomas und ich gestern, in der Annahme ca. 1-2 Stunden mal im Schnee zu wandern.

Doch Gottes Plan war doch wohl ein anderer 😉 :
Mich an meine Grenzen zu bringen.
Und ich sage dir, es ist unglaublich.
An dem Moment, wo ich dachte, ich kann bald nicht mehr, hatten wir noch lange nicht mal die Hälfte von dem, was noch vor uns lag.
Wir verirrten uns total im tief verschneiten Wald.

Thomas zog die Spur dann schon vor, damit es leichter für mich wurde und wir stapften und stapften und stapften.
Mir fiel der Satz von einem US-Marine oder -Armee Typen ein: “ Wenn du glaubst, du kannst nicht mehr, bist du erst bei 40% angelangt.“ …

Es kamen Phasen von Schmerz und irgendwann spürte ich gar nichts mehr. Mein Körper bewegte sich Schritt um Schritt.
Ich hatte keine andere Wahl als weiterzugehen.
Die andere Option wäre gewesen: mich in den Schnee zu legen und zu erfrieren, denn bis Thomas Hilfe holen hätte können, wäre ich erfroren.
Also: Gehen, gehen, gehen.

Irgendwann kam mir der Gedanken, diesen Weg Menschen zu widmen, die immer mit Schmerzen zu leben hatten. Somit hatte das Jammern in mir ein Ende.
Ich begann zu singen.

Mein Körper ging von selber. Kurzes stehenbleiben, neu Luft holen, das Kreuz „ausbiegen“ und weiter gehts. Ich hatte interessanterweise null Hunger oder Durst, obwohl wir Obst, Riegel und Tee im Gepäck (dafür sorgt Thomas immer) hatten.

Ca. 6 Stunden stapften wir durch den Schnee, bis wir uns wieder auskannten und nach Erklärungen einer Einheimischen im inzwischen Finsteren zurückfanden.
Thomas marschierte dann flott vor und wir machten uns den Treffpunkt Kirche aus.

Ich liebe Kirchen ja immer schon, doch diesmal war Ihr Anblick sogar ein bisschen wie mein Zieleinlauf ins Leben.

Wenn du glaubst, du kannst nicht mehr, bist du erst bei 40% 😉 !

Margarete, 16.01.2017