Margarete Hohner

28.12.2020 / Leben als niemals endenden Anfangszauber sehen

7.01.2021 18:42 keine Kommentare
Montag, 28.12.2020 / 19:07 Uhr
 
Vor vielen Jahren schon wollte ich Gitarre spielen lernen.
Wie immer packte mich der Ehrgeiz, es so schnell so gut wie möglich zu können um bald vor jemand spielen zu können.
Schrieb mich in einen Schnellsiede-Kurs ein, wo man innerhalb kürzester Zeit ein paar Griffe lernt, um einfache Lieder begleiten zu können.
Doch schnell entschied ich, dass ich zu kurze Finger dafür habe und gab auf.
 
2009 lernte ich nach UR-TON Art und Weise zu trommeln. Immer schon liebte ich Rhythmus.
Wieder wollte ich es so schnell wie möglich lernen. Diesmal sind kurze Finger kein Hindernis. Ich übte und ging zu allen Trommelabenden und veranstaltete selber welche um immer besser zu werden.
Keine eineinhalb Jahre später trommelte ich in einer Band bei einem Konzert und sogar auf CD.
 
Heute denke ich oft mit Wehmut an die schönste Zeit:
die Anfängerzeit. Wo es noch neugierig in mir juckte.
Wo ich vor lauter Konzentration keine Zeit zum Denken hatte.
Diese wunderbare Erfahrung, wo sich etwas formt, entwickelt, sich ein Klang bildet.
 
Da, wo Mensch, Klang und Rhythmus eines werden. Unabhängig vom Können. Einfach rein ins Sein, fernab aller Gedanken und Nach-Etwas-Streben.
 
Ich selber habe den Weg viel zu wenig genossen, da ich immer schon weiter, schneller, besser sein wollte.
Und den Riesenfehler machte, mich mit anderen zu vergleichen.
 
Seit ein paar Tagen habe ich wieder eine Gitarre.
Jetzt spiele ich wieder.
Ich spiele einfach.
Ich übe nicht für etwas.
 
Das Üben ist es schon.
Es gibt kein üben,
sondern immer nur leben.
 
Meine Finger und die Schulter machen sich leicht schmerzhaft bemerkbar und ich lächle glücklich.
Meine Finger können für nichts in der Welt zu kurz sein, ich spiele so wie ich es einfach kann.
 
Und mein Herz liebt es.
Es jubiliert in mir.
Das Spiel ist der Weg.
BeGEISTerung umarmt mich.
Ich will nirgends hin.
 
So oft greife ich daneben, die Griffwechsel dauern Ewigkeiten.
In genau diesen Ewigkeiten hat nur das Platz, was immer grad ist.
 
Wir müssen es nicht können.
Wir dürfen es lieben,
das, was wir so gut machen,
wie es uns möglich ist.
 
Never forget to enjoy the process.
 
Schönen Abend, wer auch immer das liest. ❤️

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