Margarete Hohner

12.04./13.04.2020 – Auszeit: ich schreibe einfach mal

14.04.2020 9:48 keine Kommentare

12.04.2020/ 10:05 Uhr
Jeden Morgen, wenn ich die Polster beim Fenster aufschüttle, werde ich voller Liebe an etwas erinnert:

Meine Oma und ich hatten ein Ritual, das wir – bis ich bei ihr auszog – oft machten.

Oma öffnete in ihrem Zimmer beide Fensterflügel weit auf und legte kuschelige Polster aufs Fensterbrett.
Wir lehnten uns gemütlich aus dem Fenster und schauten gemeinsam hinaus.

Die Gespräche begannen meistens mit irgendwas von draußen, über die Menschen vom Haus gegenüber, was sich auf der Straße abspielte und über die Welt und das Leben allgemein
.
Mit der Zeit aber „kam es immer näher“. Zum Schluß erzählte ich immer etwas über mein Innerstes.

Einfach nur, weil wir unseren heiligen Raum hatten und uns Zeit schenkten. Oma lauschte mir ohne mich zu unterbrechen und war glücklich, weil ich endlich etwas erzählte, was ich sonst so nebenbei im Laufe des Tages niemals erzählt hätte.

Das „da draußen“ ist die Brücke zum Innersten.

Nimm dir Raum, Zeit und Ruhe, um Wesentliches zu erfahren.

Lass uns unsere Fenster öffnen und in unseren Herzen lauschen.

Ich wünsche uns allen eine gute Auferstehung.

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13.04.2020/ Spätnachmittag

Liebes.

Dreimal wollte ich dir heute schreiben.
Erzählen von meinem heutigen Grant, Ärger, Frust, Wut, usw.
Schön in Worte hätte ich es gepackt, damit vielleicht auch du dich darin wiederfindest und mir ein like oder Herzchen der Verbundenheit schenkst, worüber ich mich immer freue.

Mir fehlt Gott, war eine der Sätze die ich heute schrieb.

So ein Bullshit, kam da in mir hoch.

Und löschte wieder und wieder meinen Text.
Warum auch immer.
Rannte zwischen meinem Zimmer und Küche herum wie von einer Biene gestochen.
Esse etwas, sitze, esse, sitze.
Suche, was ich tun könnte.

Will niemanden mehr lesen oder hören, das würde mich noch „dichter“ machen.
Der Grant (nicht der Gerry 😉 ) , der Ärger in mir wird immer größer.
So ein Scheiß aber auch.
Wirrwarr im Kopf und Druck im Herzen.

Bis ich mich hinsetze und das Ding einfach in mir dalasse.
Übelkeit, Brennen, Würgreflex, Kopfweh, was bin ich doch für eine arme Sau.
Leben, was willst du von mir?

Nach einigen Stunden von Selbstmitleid, Opferitis Humana und viel Kalorienzufuhr merkte ich draußen am Himmel ganz dunkle Wolken aufziehen.

Inzwischen sitze ich hier am Balkon, es donnert, blitzt und regnet, so wertvoll für die Natur und ich mittendrin, ein Teil davon.

Und rieche, sehe und spüre DAS. Dunkel und laut, Vollgefüllt mit Gott.
Feucht, kühl und windig.
Die Bäume tanzen.
Die Wolken tanzen.
Wild.
Es riecht nach Leben.

Jetzt: es ist ruhig in Margarete.

Erlösung durch Gewitter.

Was denkst du?