Margarete Hohner

Multipler Seelenorgasmus

28.05.2016 22:08 1 Kommentar

Gestern.

Es wurde immer später und immer finsterer und ich tauchte mehr und mehr ein.

In das Leben, in die Natur und mit dem allen zugleich auch in mich.

Verbunden. Sowas von.

Gerochen, geschmeckt, gespürt, gehört… alle Sinne sowas von „on“.

Ich war wieder an einer meiner Lieblingsstellen – bei einer lieben Freundin am See.
Auf ihrer Holzterrasse sitzend sehe ich nur Bäume, meterhohe, alte und junge Bäume, grün, grün, grün. Meine Augen jubilieren. Keine Bildschirmbegrenzung, sondern unendliche Vielfalt.

Rechts ein kleiner See. Und Bäume, Bäume, Bäume. Ihr Rascheln hört sich im Wind verschieden an. Wie Musik für meine Ohren.
Neben den Rascheln der Blätter höre ich die Frösche, den Kuckuck, Amseln, andere Vögel und das Zirpen der Grillen, und ganz spät nachts ein Käuzchen schreien.

 

Den Übergang fühlen

Ich saß dort auf der Holzstiege, nackt bis zum kompletten Sonnenuntergang.
Spürte – angefangen von der Hitze der Sonne – alle Nuancen wie die Grade leicht parallel mit der Sonne sanken – bis abends der Wind kühl um meine Schultern und um meinen aufgeheizten Körper strich.

Dieses Streicheln des Windes, die Geräusche der Bäume und der Tiere, die Stimmung, wenn die Sonne untergeht, das alles kann ich nur als göttlich beschreiben.

 

Eins mit dem Ganzen.

Ein multipler Seelenorgasmus nach dem anderen.

Atmen und mit allen Sinnen das Leben inhallieren.

Spätnachts dann holte meine Freundin den Schlafsack und wir lagen uns auf die Wiese vor ihren Holzhäuschen.
Wir lagen dort und blickten gen Himmel.

Meine Freundin sagte „je länger du zu den Sternen schaust, desto weiter wird der Horizont.“

Ich und schaute und schaute.  Wir sahen sogar eine Sternschnuppe.

Anfangs konnte ich nur den großen Wagen und ein paar seiner Brüder  und Schwestern erkennen. Jedoch mit der Zeit wurden es mehr und mehr Sterne, die ich sehen konnte.  Als ob meine Augen schärfer und zugleich das Universum weiter wurde.

Meine Freundin erzählte mir eine Geschichte, die ihr Mann als Kind so liebte. Über einen Mann, der einem Jungen erklärte, dass Gott jeden Abend die Welt mit einer großen alten Decke zudeckt und diese einige Löcher hat – und genau durch diese Löcher scheint noch ein wenig die Sonne – die Sterne.

 

Körper und Natur sind nicht zwei

Wie ich es genoss da in der Natur zu liegen, ihre Worte zu hören, dann wieder nur der Natur zu lauschen. Meinen warmen weichen Körper zu spüren – der warm aufgeheizt von der Sonne war und zugleich angenehm müde, durch viel Bewegung am Tag.

Von der Ferne zog eine kühlere Brise auf, Wolken zogen langsam auf und das Sternenmeer wieder zu, das Rascheln der Bäume wurde lauter. Es blitze und donnerte in der Ferne. Wie ich diese Himmelsschauspiele liebe. Und diese Kraft spüre, wenn ein Gewitter heranzieht.

Diese Verbindung mit der Natur.
Ich gebäre mich da jedesmal in die Welt rein, wenn ich so bin.

Unendlich glücklich. Sex with god.

Und ich weiß, dass sich solche Moment in meinen Zellen verankern, dass ich genau das auch in der dunkelsten U-Bahnstation in mir trage. Für immer in meinem System abgespeichert und abrufbereit.

Die sanften Sonnenmomente und die kraftvollen Gewittermomente.

Sie müssen nicht immer da sein, diese Glücksmomente, doch alleine zu wissen, dass es möglich und machbar  ist, so mit der Natur zu sein, erfüllt mich mit so einer Dankbarkarkeit und Demut, dass ich niederknie vor der Schönheit des Lebens.

Und für diese jahrelange wunderbare Freundschaft mit Claudia.

 

Margarete, 28.5.2016

 

 

1 Kommentar

Claudia Belfanti
30.05.2016 11:39

Danke für diesen wundervollen Beitrag und dass ich ein Teil davon sein darf. Danke auch für Deine Freundschaft, die für mich etwas einzigartiges ist! In Liebe - Claudia

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