Margarete Hohner

Ich sag dir, was mich grad sowas von anturnt in diesem Leben:
dich zu sehen.

Dich wirklich zu sehen.

Wie macht es mich glücklich
wenn du dich zeigst.

So wie du bist
wie schön du bist
wenn du strahlst
wenn du weinst
wenn du einfach bist.
Ohne Maske
ohne etwas darstellen oder leisten zu müssen.
Ohne es irgend jemand anderen Recht machen zu müssen,
ohne einem anderem Menschen folgen zu müssen,
ohne dich beweisen zu müssen.

Denn du BIST bereits.

Ich kann dich sowas von sehen.

Immer mehr
immer klarer.

Ich erkenn dich in deinen Augen –
im Strahlen darin, wenn du sprichst.
Du glaubst es mir manchmal nicht
und wenn ich es dir sage
lachst oder
weinst du
und wirst verlegen.
Genau da berühre ich dich.
Genau in dem Moment,
bist du du.
Zart. Stark. Perfekt. Pur.
In dem Moment zwischen deinen dich verwirrenden Gedanken.

Endlich seh ich dich immer öfter
in immer mehr Formen
als du und du und du.

In den letzten Tagen bin ich dir täglich begegnet,
an manchen Tagen sogar mehrmals,
weiblich, männlich,
groß, klein, „jung“, „alt“, „dick“, „dünn“,
als perfektes du.

Wir sehen uns endlich nackt und verwundbar,
in den verschiedensten Formen und zugleich auch ident,
auf der Suche nach dem „Optimalzustand“ – der immer nur flüchtig ist, so gern wir auch diesen Moment möglichst ausdehnen möchten.

Er ist für mich genau jetzt – wo ich dich sehe, an dich denke, dich fühle.
Zugleich sehe ich auch mich.
Und aller Widerstand fällt ab.
Wie Schuppen von den Augen.
Der ganze Widerstand hat mich von mir entfernt.
Wenn ich gegen dich war,
wenn du meine Konkurrenz warst,
wenn du jemand „Anderer“ warst,
wenn ich zu vergleichen anfing,
wenn ich etwas zurückhalten wollte,
wenn ich nur gab um zu bekommen,
wenn ich besser sein wollte,
reicher,
schlanker,
schöner,
gescheiter,
warst du mein Widerstand gegen mich.

Heute seh ich dich immer klarer und
ich liebe dich immer tiefer.

Ja, du turnst mich sowas von an.

Grad bin ich in meinem Optimalzustand.

Bei dir und zugleich bei mir.

Aufgetankt in EINEM. <3

Margarete, 4.6.2016