Sonntag, 21.11.21/ Von Talfahrten hin zum Aufhübschen
Sonntag, 21.11.2021/ 10.34 Uhr
Morgenseite
Gestern Abend habe ich etwas gemacht, was ich normalerweise erst am Jahresende mache.
Ich nahm mein Handy und ging alle Fotos aus dem letzten Jahr durch.
Mein visuelles Tagebuch.
Das bedeutet, dass ich letzte Nacht lange Zeit durch ziemliche Achterbahnen der Emotionen durchgegangenbin.
Viele Fotos lösche ich dann, das wirkt reinigend und erlösend.
Und ich bemerke oft, dass genau da, wo manchmal vorerst Traurigkeit, Unsicherheit oder vielleicht sogar auchAngst war, hintennach immer das größere Erstaunen über das was genau daraus entstand, war.
Und da wo sofort Fröhlichkeit und Freude war, diese leider relativ schnell wieder erlischt.
Es braucht wohl das Ringen in den Tiefen um danach die strahlende Sonne in der Höhe voll inhalieren zukönnen.
Und es ist auch meine persönliche Erfahrung, dass erst aus den wirklichen Tiefen – die sich oft mühsam undschmerzhaft anfühlen – die wahren Schätze geborgen werden können.
Ich kann jedoch immer nur von und für mich sprechen, ist schon klar.
Mir kommt vor, als ob es (m)eine Pflicht ist, die Täler offenherzig zu durchschreiten um die Gipfel dann wirklichklar wahrnehmen zu können. Es zu wagen, mich auf Unsicherheit einzulassen.
Bis heute Morgens um zwei Uhr haben sich meine Tränen zwischen Freude und Traurigkeit abgewechselt.
Ich liebe das Universum, in dem ich lebe, möchte es schützen, ehren und sauber halten. Das kann ich nur, indem ich ganz ehrlich und gut auf MICH schaue. Was ist in mir drinnen los.
Was macht das Alles mit mir?
Wer bin ich hinter all diesen Fotos, Momenten, Gedanken und Erlebnissen?
Wer bin ich, wenn mich etwas bedroht, dass sich Alles ändert?
Tief hinter Allem lugt so viel Liebe hervor. In ganz anderen Gesichtern als von uns jemals erträumt. Totalunplanbar und unvorhersehbar.
Das hat nichts mit Wissen zu tun, das ist ein Gefühl.
Danke, wer immer das auch liest.
Sonntag, 21.11.21 / 22:35 Uhr
Abendseite
Ich weiß nicht mehr, wann ich mich das letzte Mal „aufgebrezelt“ habe.
Frau, kennst du das Gefühl, wenn es in dir prickelt, wenn du unter der Dusche stehst und du vor deinemgeistigen Auge schon dein Outfit siehst und dich das erfreut?
Kann mich nicht mehr erinnern, wann dies das letzte Mal war.
Du legst dir dein Kleid und schöne Unterwäsche zurecht, überlegst welche Ohrringe, machst dir die Haareschön, schminkst dich und legst Parfum auf.
Irgendwann habe ich das Alles komplett abgelegt.
Somit auch ein Stückchen Frausein.
Nicht, dass Schminke oder Kleidung erst eine Frau zur Frau machen, aber in mir löst es einen Prozess aus, der mich weicher macht, freudvoller, und auch eben fraulicher.
Ganz für mich. First Step.
Ich kann da aber nicht dem lockdown die Schuld geben, denn es passierte schon viel früher. Dass ich die Frauin mir abgelegt hatte.
Das hat mit Beziehung zu tun.
Die zu mir selbst. Ich habe die Frau irgendwann absichtlich versteckt.
Jetzt, wo ich alleine lebe, will bzw. muss ich sie mir wieder zurückholen. Denn ich habe ja nur mich. Und ichliebe es, Frau zu sein.
Das entdecke ich erst langsam wieder.
Ich habe das heute nur für mich getan.
Ja, ich ging mit einem Mann zu einem Konzert, doch er ist mein ewiger Bruderfreund.
Ich wollte mir gefallen. Ich wollte mich selbst wieder aktivieren.
Naja – unter uns Mädchen – ich hatte auch einen Liebestöter „ala“ Bridget Jones an, zwecksBauchflachermachung.
Aber das tat meiner Freude mit mir selbst keinen Abbruch. Im Gegenteil ich musste über mich lachen.
Zog mein großes Schwarzes an, schlüpfte in die Stiefletten, nahm den Kuschel – Mantel darüber und ließ michzum Konzert führen.
Und lauschte der genialen Band „Herbert Pixner Prokekt“.
Bevor es zum nächsten lockdown geht, wollte ich sie sichtbar machen, die da in mir steckt.
Die Frau.
Und jetzt gehe ich schlafen: alleine.
Wie geil ist das denn, sich für sich selbst schön zu machen.
Früher tat ich das immer mit der Absicht den anderen zu gefallen.
Heute gefiel ich mir.
Gute Nacht und Danke, wer auch immer das liest.