Margarete Hohner

Schwesternbrief Amadea / Margarete 4 . – 5. November 2020

10.11.2020 16:08 keine Kommentare

SCHWESTERNBRIEFE

 

  1. November 2020

Um den vollen Wert des Glücks zu erfahren,

brauchen wir jemanden,

um es mit ihm zu teilen.

Mark Twain

 

Liebste Margarete,

Wie freue ich mich an deinem Aufbruch in dein neues Leben!

Jetzt, im Herbst, wo uns die Natur täglich zeigt wie LOSLASSEN geht.

 

Jedes Jahr staune ich, dass die neuen Knospen für den Frühling schon bereit sind. Sie schlummern in der Gewissheit, dass ihre Zeit kommen wird.

Dieses Vertrauen wird momentan von uns allen gefordert und auch auf die Probe gestellt…

 

In den letzten beiden Wochen war bei mir viel los.

Der Besuch von Narayani und ihrer Familie hat mich sehr gefreut und auch bereichert. Es tut gut, Menschen zu erleben, die Trauer zulassen können.

In allen Formen. Traurigkeit, Wut, aber auch grosse Dankbarkeit für die Seele, die sie auf ihrem Weg begleitet, ob irdisch oder himmlisch.

Danke, liebe Vreni, Marc und Elia, dass wir teilhaben dürfen.

 

Mir wurde wieder viel bewusster, dass es viele Realitäten gibt und wir immer umgeben sind von himmlischen Helfern.

 

Ich bitte wieder vermehrt um ihre Hilfe und nehme ihren Schutz voller Dankbarkeit an.

Jedesmal wenn ich in den Zug steige oder ein Geschäft betrete.

Alle sind sehr freundlich mit mir.

Ich bin es natürlich auch …. ich kann verstehen, dass einem die Vorschriften der Regierung Angst einjagen. Ich fühle mit.

 

Trotzdem gehe ich meinen Weg. Wie Narayani sagt, bin ich wohl Archetyp „Rollenmodell“, oder wie ich es ausdrücke Leuchtturm.

Ich kann einfach nicht anders.

Darum bin ich meinen Schutzengeln so dankbar.

 

Gestern hatte ich die Idee, für die Verkäufer im Bioladen Lebkuchen zu backen.

Sie haben es ziemlich schwer im Moment, den ganzen Tag mit Maske arbeiten.. Trotzdem sind sie immer sehr freundlich. Wie gross ist ihre Freude gewesen für diese kleine Wertschätzung ….

 

Es sind die kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen. Gerade jetzt ist das so wichtig. Wir sollten unsere Gaben verschenken.

Auf der Straße singen, wenn das unser Talent ist, beim Tragen von Taschen helfen, eine Türe aufhalten, zuhören….

 

Vor allem brauchen wir lächelnde Gesichter. Ein Augenzwinkern….

 

In ein paar Tagen ist St. Martin. Für mich das Fest des Teilens. Ich mag dazu das Märchen von Sterntaler.

Ein so schönes Sinnbild….

 

Noch immer kann ich Äpfel auflesen. Ich habe Apfelleder gemacht. So lecker!

Dazu streicht man einfach ungesüsstes Apfelmus dünn auf Backpapier, Dauerbackfolie eignet sich auch sehr gut und lässt es bei 50 bis 80 Grad Umluft ( ich habe immer 3 Bleche gleichzeitig im Ofen), bei leicht geöffneter Tür ( Holzkelle einklemmen) mehrere Stunden trocknen.

Danach kann man das Leder aufrollen und kleine Stücke abschneiden. Ein toller Gummibärchen Ersatz!

Auch was zum verschenken und teilen….

 

Ich erfreue mich gerade am Gimpelpäarchen ( früher nannte man sie Dompfaffen) im Baum. Ihre orangeroten Bäuche und das schwarze Häubchen sind einfach wunderhübsch!

 

Das Leben ist einfach wunderbar! Ich geniesse meine Spaziergänge! Inzwischen habe ich froschgrüne Gummistiefel. Meine alten hatten Löcher in den Sohlen! Nun erfreue ich mich an der tollen Farbe und vor allem, dass sie dicht sind.

 

Heute war ich erst auf dem Markt und sonstiges einkaufen und so habe ich den farbenprächtigen Spaziergang noch vor mir.

Wie schön!

 

Ich wünsche dir einen guten Umzug, mit vielen hilfreichen Händen und viel Spaß beim Ankommen in deinem neuen Lebensabschnitt!

Ich habe ja fast zwanzig Jahre alleine gelebt, bevor ich eine Familie hatte.

Es ist toll, mit sich selbst in Einklang zu wohnen und sein!

 

Alles, alles Liebe für dich!

Ich umarme dich!

Amadea

 

 

SCHWESTERNBRIEFE

  1. November 2020

 

„Und es kam der Tag, an dem das Risiko, in der Knospe zu verharren, schmerzlicher wurde, als das Risiko, zu blühen.“

Anaïs Nin

 

Liebste Amadea Ehi,

 

danke für deine wohltuenden Zeilen wieder.

 

Ja, der Herbst zeigt uns das Loslassen, so wunderbar.

 

Irgendwann dieser Tage kam mir der Gedanke, dass ich im genau trostlosestem Monat übersiedle.

Die letzten Tage war es grau und hat es viel geregnet. Und überhaupt ist momentan rundherum viel dicht und eher erdrückend, nehme ich so wahr. Es ist grad viel.

Umso größer die Herausforderung bei sich zu bleiben, immer wieder im Herzen ankommen.

 

Ich habe mir diese Woche frei genommen um so viel wie möglich von der alten in die neue Wohnung bringen zu können, bevor die Möbel am 13./14.11. kommen und ich dann endgültig dort einziehen werde.

 

Und gestern dann – als ich das xte male zum Auto lief und es wieder im Strömen regnete – musste ich lachen, plötzlich fühlte es sich wie etwas Reinigendes an und ich blieb eine Zeit im Regen stehen.

 

Eine unbeschreibliche Energie führt mich gerade. Normalerweise werde ich schnell müde, wenn ich oft über Stiegen steige oder viel tragen muss, jetzt mache ich das viele mal am Tag. Es gäbe viele Menschen, die mir Hilfe angeboten haben. Mich freut das sehr und es gibt mir eine Art Bestätigung an meinen Glauben ans Leben und die Liebe. Ich bekomme, was ich benötige.

 

Aber es gibt Dinge, die will und muss ich alleine machen.

Die alten Schränke aus- und die neuen einräumen, zum Beispiel. Das empfinde ich wie einen heiligen Akt. Da fließen Enerigen mit und das alles macht was mit mir. Da fließen Tränen und dann kommt Lachen und auch Freude. Wie ein Transformationsprozess. Alle Gefühle durchfluten mich dabei und ich mag das. Spüre mich dabei. Kann etwas loslassen und dann neues empfangen.

 

Und gestern schaute ich in meiner neuen Wohnung bei der Balkontüre raus, auf das Haus gegenüber und sehe dass dort Bäume stehen. Momentan sind sie alle kahl.

Wie schön wird es dort sein, wenn der Frühling kommt, wenn ich dann neu entdecken darf, wie sich dort mit den Jahreszeiten die Umgebung wechselt. Ich ziehe jetzt im grauesten Jahresmoment ein und mir gefällt es jetzt schon.

Diese Wohnung war eine Gefühlsentscheidung. Und meine Liebe zu ihr wächst von Tag zu Tag.

Sie ist bereits beseelt.

 

Ja, du hast auch etwas über Vertrauen geschrieben.

Ich vertraue zutiefst. Seit Beginn an, als ich am Karfreitag beschloss etwas in meinem Leben zu ändern.

Ein Schritt ergab den nächsten.

Das Leben im Wohnwagen meiner Freunde im Sommer war der erste Schritt.

Jetzt wieder das Geschenk in der alten Wohnung sein zu dürfen, um ganz klar zu spüren, dass es echt Zeit ist zu gehen.

 

Und es liegt nicht an Thomas. Es liegt an mir. Ich spreche jetzt nicht von Schuld, sondern ich will meine Flügel ausbreiten und hier würde ich komplett einschlafen.

Und es ergibt sich jetzt auf diesem Weg so viel Schönes, ich erfahre so viele Geschenke, als ob mir das Leben eines nach dem anderen liefert.

 

Ja, wir sind von himmlischen Helfern umgeben, davon bin ich zutiefst überzeugt. Ich spreche täglich mit ihnen, tanze manchmal mit ihnen, schicke ihnen Kusshand und manchmal bringen sie mich sogar zu weinen, weil es so eindeutige Antworten oder Zeichen auf meine Fragen sind.

In jeder Minute fühle ich mich zutiefst beschützten und getragen.

 

Am 3.11. hatte ich die Schlüsselübergabe in meiner Wohnung. Ich war so froh, dass meine Freundin mit dabei war, denn ich stand wie nur neben mir. Sie wusste was zu tun war, worauf zu schauen war. Ich sagte immer nur „ja“ und fühlte und fühlte, konnte aber nicht klar denken.

 

Als ich dann alleine in der Wohnung war, brach „es“ über mir kurz mal ein, doch als ich dann mein Segnungsritual in Ruhe als ersten Akt in dieser Wohnung machte, löste sich etwas. Und ich kam dort an.

Heute werde ich mich ummelden, ich bin dann keine Linzerin mehr, sondern eine Leondingern obwohl es ganz an der Grenze zu Linz liegt.

 

Wie schön ist es, dass du für den Bioladen Lebkuchen bäckst.

Ich finde, wenn jemand für einen Menschen gerne kocht, bäckt, handarbeitet, malt oder bastelt ist das so ein großes Zeichen von Liebe, wenn man für jemanden Zeit aufwendet und etwas mit den Händen (der Verlängerung des Herzens) für die Menschen erschafft. Mich berührt so etwas immer sehr.

 

Letztens dachte ich mir, was ich noch alles an Haushaltsdinge einkaufen muss – und ich bin ja so gar kein Fan von diesen großen Geschäften. Dann, stell dir vor, bekam ich Staubsauger, Wäscheständer, Bügelladen, Leiter und Regale für Keller geschenkt. Manches davon komplett neu. Und die Frau hat meine Freude darüber so gefreut.

Dann stehe ich gestern das erste mal in meiner kleinen Küche und wasche etwas ab und denke mir „hach, wie gemütlich wäre hier ein kleines Licht“, bücke mich und sehe dort einen kleinen Knopf…. das Leben liebt mich.

 

Dann fragt mich eine liebe Freundin wegen eine wunderschönen Wohnzimmergarnitur, die ihre Mutter hergibt, weil sie eine kleinere möchte, und die wie geschaffen für mich zu sein scheint.

Mein Chef mietet sich extra einen Bus um mit mir mein Zirbenbett abholen zu können.

Thomas mietet einen Bus um mir beim letzten Transport der Möbel zu helfen. Das wird noch mal eine Herausforderung werden, doch ab dann ist mein Umzug vollbracht.

 

Mir wird geholfen. Von überall. Auf allen Ebenen. Es ist so schön.

Und ich liebe dieses Voranschreiten. Ich liebe das Leben.

 

Stell dir vor, ich kann dann ein Stück durch einen Park mit schönen Bäumen auf meinem täglichen Weg in die Arbeit gehen, Amadea.

Mir geht das Herz auf und auf.

 

Ich merke wie mein Tatendrang steigt, was ich alles schaffe bzw. glaube ich, dass das alles nicht „ich“ mache. Da leitet mich eine göttliche Führung.

Danke für deine lieben Wünsche.

 

So, jetzt habe ich noch einiges zu erledigen.

 

Und täglich abends um ca. 20:00 Uhr falle ich ins Bett, müde und dankbar. Und schlafe durch bis ca. 5 Uhr früh, wo ich voller kindlicher Neugier auf den nächsten Tag erwache.

Was er wohl heute wieder Neues bringt.

Ich umarme dich von Herzen, liebste Amadea!

 

Was denkst du?