Margarete Hohner

SCHWESTERNBRIEF an Amadea vom 06.04.2020

7.04.2020 8:15 keine Kommentare

🌹SCHWESTERNBRIEFE
06.04.2020

„Linus fragte gestern:“Was meinst du Mama, wird mal über diese Zeit in den Geschichtsbüchern stehen?“

Ich wünsche mir, dass dort geschrieben wird,
die ganze Menschheit hat gefühlt ,
was wirklich wichtig ist.
Man hat sich auf die wahren Werte besonnen.“
Auszug aus dem letzten Schwesternbrief vom 17.3.2020 von Amadea an mich.
****

Liebe Amadea !

Inzwischen haben wir beide mal länger gesprochen.
Sehr bewegt, es hat mich aufgewühlt. Und das ist gut so – kann ich – jetzt – im Nachhinein sagen.

Die Aufwühlung einfach mal zu fühlen.

Ich sprach aus meiner „Zone“, voller Hoffnung auf Veränderung und sogar auch Freude über die plötzlich erlangte Ruhe, nach der ich mich sich so sehr sehnte.

Du aus aus deiner „Zone“ mit zwei erwachsenen Jungs, die alle raus müssen/wollen/sollen und ihren bzw. deinen extremen Freiheitsdrang.
Das ist nur die grobe Beschreibung.
Eine Zonenbeschreibung.

Die andere Erklärung ist, dass einfach jede auf einem anderen Platz steht und versucht, dem andern zu erklären, was in ihr vorgeht.
Eine Zonenerklärung.

Und ich verstand zuerst so gar nicht, warum du meine Euphorie nicht mit mir teilen konntest, jetzt endlich wo sich etwas ändert.

Im Gegenteil, es ging dir gar nicht gut.

Und in mir grummelte es.

Ich vertraue deinen Worten und Gefühlen immer zutiefst.
Es war da nach unserem Gespräch etwas wie ein Konflikt in mir.

Bis ich mir alles nochmal anhörte (Sprachnachrichten) und wieder.
Ich konnte es fühlen.

Ein Teil in mir hatte Angst, dass das stimmen könnte, was du sagst und dass mir jemand meine Illusion wegnehmen wollte.
Und das tat mir so weh.
Gerade du, meine Lichtbringerin Nummer eins, mit einem Herz wie eine Löwin.

Ich hörte dich und mich dann genauer.

Und ab dem Moment wo mir bewusst wurde, dass ich dich immer von etwas überzeugen wollte, wurde mir der wahre Konflikt klar.

Wir denken und fühlen im Moment verschieden.

Das ist wohl stellvertretend für die momentane Zeit.
Zonenzustand.

Die Zonen/Grenzen wurde nicht nur außen auferlegt, es ist wohl auch ein Bild für unser Innerstes.
Für meines allemal: ich bin nur auf Verteidigung und Erklärung meiner Strategie unterwegs.

In Krisenzeiten fahren die innersten Instinkte weiter raus als sonst, alle unser Muster verstricken unsere Persönlichkeit dichter denn je.

Es gibt Jetzt ein einziges zu tun:
Verständnis zu haben. Und tickt jemand noch so anders wie ich.
Ich bin nicht die Frau die gegen etwas protestiert,
Sondern die, die im Problem nach Lösungen sucht. Das FÜR. Die den Stern am schwarzen Himmel anvisiert. Und nur über den Stern spricht.
Doch ich darf es lernen auszuhalten und zu respektieren, wenn mir über den schwarzen Himmel erzählt wird.
Denn es bedarf beides.
Es wird immer beides geben.

Es sind vermutlich verschiedene Arten von Bewältigung unserer Ängste.

Angst hat jedoch keine Zone. Das ist ein Gemeinsames.
(Genau – übrigens – wie das Gegenteil von Angst. Die Liebe. )

Die größte und einzige Hilfe ist es, Menschen in dem zu lieben wo und wie sie grad sind. Und es auszuhalten, wenn dies gerade in einem komplett andere Richtung ist als die eigene.
Den Schmerz der Gegensätzlichkeit fühlen zu können.

Dich und mich zu lieben.

In die Gegensätzlichkeit hineinlieben, tiefer und weiter denn je!!!

Wir leben in verschiedenen Welten und doch in einer gemeinsamen Welt.

Es tut mir leid, liebste Amadea, mit meiner ewigen Lichtsucherei in einer nicht so lichten Zeit.
Nein, ich korrigiere mich, es tut mir leid, dass ich versucht habe, bei dir etwas zu ändern, nur weil ich es nicht aushielt.

Ich habe deine Ansicht zwar gehört, jedoch versucht diese zu ändern.

Was werden die wahren Werte der Zukunft wirklich sein?

Werden wir daraus lernen?

Ich tue es bereits. Und ich hoffe, du verzeihst mir meiner Engstirnigkeit, einfach aus Schutz, um den Konflikt nicht fühlen zu müssen.

Er ist da.
Doch das ist noch lange nicht Ende der Fahnenstange.
Im Gegenteil. Das Feld tut sich neu auf.

Ich liebe dich mehr denn je.

„Was uns im Leben hält, sind Freundschaft und Liebe“, singt der wunderbare Reinhard Mey.

https://youtu.be/f3b-B9vvDzw

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