Mit der Fackel in der Hand ziehe ich nun weiter.
Eintrag vom 2.11.2020
Ich habe lange überlegt ob ich es hier schreibe, doch über Illusionen und schöne Sprüche zu schreiben passt nicht mehr.
Es wird Zeit für Offenheit, unsere Narben heilen mit der Zeit nur an der Luft, nicht unter dem Pflaster der Verschwiegenheit und Maskerade.
Zeit für sharing, denn alles was in mir ist, ist mindestens in einer Schwester/Bruder von mir.
Es gibt Situationen, da brennt es in mir, da habe ich Angst, weil ich nichts weiß und dennoch halte ich das Licht, die Fackel so gut ich kann aufrecht.
Möge mir niemals das Licht ausgehen, die Kraft abhandenkommen, der Sinn verlorengehen, die Liebe verschwinden, das Gute sich niemals abwenden und der Glaube an mich niemals mehr zum Zweifel werden.
Jetzt zum Beispiel stehe ich an so einer Stelle der Angst.
Dahinter steht die Freude, ich ahne sie, oder etwas wie Freiheit, doch jetzt im Moment bebt es laut und intensiv in mir, schmerzt es und macht mich zugleich unendlich traurig.
Und ich lass es in mir beben und trauern.
Ein Höllenritt der Gefühle durchschwemmt mein System.
Niemand kann und muss es mir nehmen.
Ich habe mich entschieden.
Am Karfreitag heurigen Jahres. Seitdem ergab ein Schritt den nächsten.
Ich zog im Sommer in einen Wohnwagen um mir darüber klar zu werden, wo ich in meinem Leben stehe. Darüber, wo unsere Partnerschaft steht, darüber, wo ich in meinem Job stehe und darüber, wo Gott in meinem Leben steht.
Und mir wurde klar, dass ich feststeckte.
Mit dem Kopf und Konzepten war es nicht zu lösen.
Für mich beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt.
Morgen bekomme ich den Schlüssel für meine erste eigene Wohnung. Mit 54 Jahren.
Ich verlasse den Ort, wo ich seit meiner Kindheit lebte.
Ich trenne mich von meinem bisherigen Leben und damit auch jetzt mal räumlich von meinem Lebenspartner.
Weil ich ihn, mich, uns und das Leben liebe.
So weiterzumachen wäre keine Liebe und kein Leben mehr. Es wäre ein fauler Kompromiss. Aus Feigheit und Bequemlichkeit.
Manchmal ist Trennung das größere Zeichen der Liebe.
Ein viel Größeres als blind und leise einfach so weiter zu machen, nur weil wir es halt so gewohnt sind. Wir haben wirklich versucht, was uns möglich war.
Ich habe somit die stockenden blockierenden Stämme aus dem Fluss gezogen, damit das Wasser wieder klar fließen kann.
Abgestandenes Wasser beginnt zu stinken und wird zu Morast, wenn es ganz ruhig steht und kein Sauerstoff mehr dazu kann.
Jetzt kommt alles neu in Fahrt und
niemand von uns weiß genau was das heißt, wohin der Fluss uns reißen wird.
Ich kann nur nach meiner Intuition und meinen Gefühlen handeln.
Und dieser Schritt wird für mich wichtig.
Raustreten aus der Tretmühle,
aus der Mühle die Schuld im Außen bzw. im Anderen zu suchen,
aus der Mühle überhaupt nach Schuld zu suchen,
aus der Mühle Gewohnheiten blind weiterzuführen,
aus der Mühle es gemütlich und sicher haben zu wollen,
aus der Mühle alles unter Kontrolle zu haben,
aus der Mühle niemals alleine zu sein,
aus der Mühle etwas sicher zu wissen.
Und eintreten in etwas Neues, Fließendes und Lebendiges.
Heute hat die Liebe für Margarete absolut nichts mit Wohlfühlen zu tun.
Heute ist die Liebe ein Kraftakt.
Es fällt mir bei Gott nicht leicht das zu tun, was ich gerade tue.
Aber ich tue es, damit sich mindestens mein Herz später wieder wohler fühlen kann.
Ich vertraue uns, dem Leben, dem Fluss, Gott, Maria, den Engeln und der Fackel in meiner Hand.
Margarete
Fortsetzung folgt…
1 Kommentar
"Mit der Fackel in der Hand ziehe ich nun weiter." "Ich vertraue uns, dem Leben, dem Fluss, Gott, Maria, den Engeln und der Fackel in meiner Hand." Diese beiden Sätze, diese beiden Aussagen haben es mir angetan!!! Sie beinhalten soviel Mut und Kraft mit großem Respekt aber ebenso großem Vertrauen! Liebe Margarete! Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute auf Deinem neuen, unbekannten Weg! Renate