Margarete Hohner

Menschenweltenwandeln

14.12.2016 15:34 keine Kommentare

Immer schon habe ich es geliebt, zwischen Welten zu wandeln, mich zwischen verschiedensten Gruppen zu bewegen.
Dies machte ich früher immer heimlich.
Ich gehörte mehreren „Gruppen“ (wir sagten damals Cliquen) an.
Niemand wusste das Alles von mir.

Ich war das Mädchen mit den vielen Welten in sich.
Nachts im Bett musste ich oft lächeln, über meine Geheimnisse, die niemand wusste.

Diese Welten grenzten sich nach außen gegenseitig aus, lehnten sich ab. Entweder du gehörtest zu denen oder zu denen.
Ich gehörte wohl überall und nirgends hin.

Ich sah da keine Trennung, sondern das Geschenk dieser Buntheit von allen.
Ich liebte die Punks und die Popper.
Ich bewegte mich überall.
Bei uns im Ort und in der Stadt.
Es war mir immer schon eine Freude, mich mit den verschiedensten Menschen zu umgeben.

Im Alter von ca. 15 Jahren ging ich zB Freitags mit weißer Spitzenbluse und grauen Rock abends in die Tanzschule Pfeifer und Samstags war ich mit grüner Bundesheerjacke in der Stadtwerksstadt, einem damals ziemlich “verruchtem“ Lokal, dann wieder war ich madonnalike mit weißem Spitzenband im Haar in der Reitschul-Disco oder saß frisch geduscht im rosa Bademantel mit Oma am Fenster und strickte mit ihr Pullover und Schals.

Das alles alles waren meine Welten.
Omas Welt war meine Basis.
Und ich liebte die Menschen darin alle immer schon.
Alle, die ihr Ding machten.
Alle, die das Leben liebten.
Alle, mit denen ich lachen konnte.
Alle, die einfach das Leben auf deren einzigartige Weise erfahren wollten.

Eines war mir jedoch immer schon heilig: mein Bewusstsein.
Vor Drogen hatte ich Schiß, nicht zu wissen, was die Folgen von Drogen sein könnten, machte mir Angst.
Ich wollte zwar sehr wohl auch cool sein, doch niemals auch nur eine Sekunde einen Hauch lebensmüde.

Es gab da eine Situation, die ich niemals vergessen werde:
als ich in der Stadt damals wieder einmal neue Leute kennenlernte, wir waren in Untergrundlokalen unterwegs, fuhren per Autostopp zu einem Konzert, lagen nachts im Kreis in der Wiese und zählten die Sterne… ich kannte noch niemand genauer…
Einer gab plötzlich eine Dose im Kreis rum und jeder nahm sich eine weiße Pille daraus heraus und steckte sie in den Mund.
„Scheiße“, dachte ich, „sie nehmen Drogen und jeder macht mit“…..
Dann kam die Dose zu mir, ich nahm ebenfalls eine Pille raus – mein Plan war, sie zum Mund zu führen und irgendwie unbemerkt verschwinden zu lassen, ohne diese runterzuschlucken.

In dem Moment – als ich sie zu meinen Lippen führte, musste ich herzhaft lachen – denn ich bemerkte was es war:

Pfefferminzbonbons.
Klar und frisch.

So wie die Menschen alle, die verrückt und bunt in (m)einem Leben immer wieder auftauchen.

Meine Droge bist du, Mensch!
Klar und frisch 

Was denkst du?