Margarete Hohner

Eintrag vom 13.11.2020 / 4:01 Uhr früh

 

Vorbei mit schlafen. Wälze mich im Bett – gefühlt seit Stunden – hin und her.

Sitze jetzt im Bett, meine kleine Lampe ist schon weg und das große Licht wäre mir jetzt zu „laut“.

Es ist dunkel.

 

Es ist ruhig.

 

Man hört nicht mal Autos -wohl auch wegen des 2.lockdowns. Was für eine Zeit.

Ich warte immer noch darauf, dass ich munter werde, erwache.

Doch vielleicht passiert es ja auch jetzt gerade?

 

Ich habe keine Ahnung.

Meine Träume letzte Nacht waren gute, aber ich hab sie schon wieder vergessen, bemerke ich gerade. Weiß nur mehr, das ich lächelte und mich freute.

 

Ich mag diese Stimmung, wo alles noch schläft.

Als ob sich da etwas regeneriert.

In meiner Magengegend fühlt es sich etwas schwer an, hab mich die letzten Tage nicht gesund ernährt.

Es ist gut.

Der Rücken schmerzt etwas vom Tragen der letzten Tage.

 

Es ist gut.

Meine Füße sind gut warm, die Beine fühlen sich leicht an, so wie „jederzeit bereit zu davonzulaufen “

 

Aber es ist kein Davonlaufen.

Ich gehe auf etwas hinzu.

Ich gehe etwas entgegen.

Was immer das auch ist.

Ich bin bereit.

 

Für wen und warum schreibe ich?

Es gibt mir – und dir – das Gefühl, mit dem Allem nicht alleine zu sein.

 

Was wir niemals sind.

Wer das liest, weiss was ich meine.

 

Gute Nacht UND

Guten Morgen!

 

*****

13.11.2020 /13:28 Uhr

 

Der Tag.

Ich ziehe um.

Es ist soweit.

 

Ich hatte so Angst vor diesem Tag.

Vor dem Rausgehen aus den alten Räumen, aber ich ließ mich noch mal tief hinein. Fühlte noch mal nach…

….bin zum Schluss noch mal durch die ganze Wohnung und hab mich vor jedem Raum dankbar verneigt und den ganzen Morgen eine Kerze angezündet gehabt.

 

Ging dann mit Tränen und mit einem Lachen die Stiegen runter.

 

Durchatmen. Kein Drama.

Loslassen.

 

Es läuft alles. Die Busse sind grad unterwegs mit der zweiten Fuhr, viel steht schon in der neuen Wohnung.

Momentan warte ich auf 2 der Männer mit Kartoffelgulasch, das eine liebe Bekannte für mich bzw. die Übersiedlerhelferlein heute extra gekocht hat.

 

In der Wohnung herrscht Chaos, aber ich sehe schon das Schöne darin.

 

Wenn ich – so wie jetzt – sitze, werde ich müde.

Ich gehe wieder das Kartoffelgulasch umrühren.

Danach gehts in die Endphase.

Der Auszug ist vollbracht, der Einzug wird bald folgen.

*****

 

13.11.2020 / 20:02 Uhr

 

Es ist vollbracht.

Der große Schritt, der monatelange Prozess vollendet.

 

Ich sitze hier in meinem roten Sessel, in dem ich heuer am Karfreitag entschied, etwas zu ändern. Wie , was und wann genau war mir noch nicht ganz klar.

 

Jetzt sitze ich in meiner ersten eigenen Wohnung.

Ein Schritt ergab den anderen.

 

Es ist jetzt komplett still.

In mir nehme ich grad weder Freude noch Traurigkeit wahr.

Nur Müdigkeit und etwas wie Lust. Etwas brizzelt in mir.

 

Ich kann es noch gar nicht fassen.

Da die Lieferung meiner Matratze und Lattenrost noch dauert, schlafe ich inzwischen auf einer Gästematratze am Boden.

Und die werde ich mir mitten im Wohnzimmer aufbreiten, vorher den Wollteppich darunter auflegen.

Außerhalb des Alltäglichen, das sind die Momente, an die man sich später einmal lächelnd erinnert.

Was für ein Tag.

Freitag, der 13. November 2020!

 

Danke an alle, die in irgendeiner Form heute bei/mit mir waren.