Margarete Hohner

Leasingarbeiter des Lebens?

8.07.2017 8:30 keine Kommentare

in meinem Job ist es u.a. meine Aufgabe Rechnungen zu schreiben, die mit Kassen bzw. Versicherungen abgerechnet werden. Und es kommt immer mehr vor, dass verschiedenste Beträge bei den gleichen Versicherungen/Kassen ausbezahlt werden, manchmal alles und manchmal gar nichts. Und man kommt nicht mehr klar dahinter woran das liegt, es gibt keine klare Anweisungen mehr.
Wenn du in den Unternehmen anrufst, findest du meist niemanden mehr, der den Überblick hat, dir kompetent Auskunft gibt und du landest in tausend Warteschleifen.

Stehen wir grad da?
Wischiwaschi Gesellschaft in der Warteschleife?

Jetzt erfuhr ich, dass dort an den Bearbeitungsstellen fast überall Leasingarbeiter sitzen, die laufend gewechselt werden, die diese Anträge bearbeiten, bevor es zu den Auszahlungsstellen geht.
Und je nachdem welche Einschulung der Leasingarbeiter ( = Mensch) genoss oder nicht genoss, macht dann abhängig ob ein Antrag positiv bewertet wird oder nicht.

Es wird so „naja“ gearbeitet.

Das erinnert mich irgendwie doch an unser Verhältnis zum Leben.
Wir sind die Leasingarbeiter.

Wir haben meistens keine wirkliche Einschulung für die tatsächlich relevanten Dinge erhalten (zB Initiationen, wirkliches Eintauchen in das Leben und Wirken einer Religion in ihren wunderschönen Ursprungsgedanken, …) erhalten,
haben während des dauernden einfach-nur Funktionieren-müssen den größten Teil unser Intuition verloren,
fühlen uns schon geistig zu taub für neues Lernen und
sind bereits oft zu geschwächt um das tatsächliche Wesen in uns zu erkennen und vielleicht wieder zu Leben erwecken zu können.

Opfer.
Und wer ist der Chef?
Wir glauben dass wir es sind.
Bullshit.
Luftleerer Raum, wo ist die Basis?

Wir leasen unser Leben der Person, als die wir durch die Tage wandeln. Und wir glauben, wir sind „Jemand“.

Und Verantwortung und Verbindlichkeit sind ja fast schon ein Unwort.

Bitte ganz unverbindlich. Ich möchte mich nicht festlegen.
Weder beruflich, noch in der Partnerschaft, noch sonst wo.

Und so wabbern wir hier ein wenig umher…
Wir können alles ein bisschen. So nach Lust und Laune.

Und die Lust, die Freude, das Glück, die Extase schläft komplett weg, geht verloren.

Dazu hab ich einfach keinen Bock mehr.

Wenn du heute jemanden fragst, wer einen Abfluss fürs WC noch legen kann, findest du fast niemanden mehr in deiner Umgebung.

Wo sind die Handwerker, die noch anpacken können?
Wo sind die Mütter, die noch Kinderlieder singen können?

Und wir alle wollen dann – Jahre später – am Weg der Selbstfindung, nach der großen burn-out-Phase – in Häuser der Glücklichkeit ziehen.

Wir machen dafür dann Kurse und Selbstfindungsdinge bei denen wir lernen Herzchen zu malen und uns alle zu umarmen.

Doch: als erstes einmal, wenn ich mit dir ins Haus der Glücklichkeit ziehe – frag ich mich: wohin rinnt unser alle Scheiße?
Wer legt die Rohre?
Wer hat das gelernt,
wer packt mit an,
wer wühlt in der Materie,
und markiert somit „dies hier liegt in meiner Verantwortung.“?

Als Arbeiter, als Partner, als Elternteil, als göttliches Wesen in Verantwortung dieser Erde gegenüber.

Dann können wir gerne philosophieren und Herzchen malen bis zur Extase.

Guten Morgen, Liebste/r

Was denkst du?