Margarete Hohner

Das ist wohl erst der Anfang

21.04.2015 13:39 keine Kommentare

Darf ich dir eine meiner Lieblings-Lebenssübungen verraten? :
Alles als neu zu betrachten. So, als ob ich es noch nie zuvor gesehen habe. Nicht so dass dies der letzte Tag meines Lebens wäre, sondern als ob es der Erste wäre.

Ab dem Moment macht irgendetwas in mir einen mind-Twist. Dreht sich eine Wahrnehmungsachse, whatever.

Sagte nicht Goethe so was ähnliches wie „und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…“ ?.

Heute habe ich wieder bewusst diese Übung beim Spazieren durch unseren Ort und Umgebung gemacht.
Ich bin – die sicher schon hunderte Male gegangenen Wege – heute automatisch anders gegangen, nein gegangen bin ich sie gleich. Empfunden habe ich sie anders. Wie mit den Augen eines Kleinkindes. Neugierig, ohne in schön oder nicht schön einzuteilen. Da tut sich so Vieles auf.  An Gefühlen. Das Außen ist genau wie immer. Nur ich nehms wie ein Geschenk wahr, dass sich mir gerade offenbart. Automatisch ging ich langsamer.

Irgendetwas in mir nahm tiefer wahr. Fühlte. Und dadurch veränderten sich meine äußeren Bilder. Es wurde alles intensiver. Unbeschreiblich. Es gab in dieser Zeit sonst nichts Anderes. Nur genau das Stückchen Erde das ich gerade betrat (nebenbei übe ich gerade den sanften Ballengang als Selbstversuch) samt dem was es mir offenbarte.

Es ist eine tägliche Übung. Ein wach bleiben. Meine größte Herausforderung! Es ist manchmal mit Geschenken verbunden und dann wieder taucht in dieser Tiefe auch ein solch ein unerklärbares Gefühl von Traurigkeit in mir auf, dass ich auf der Stelle – ohne dass etwas vorgefallen ist – losweinen kann und oft auch tue.

Nein, das ist dann keine Depression, ich glaube mich als „ganz normal“ neurotisch bezeichnen zu können. Ich nenne es jetzt einfach hochkommende Lebendigkeit. Im Endeffekt ist es mir egal, wie es genannt wird, sondern halte meinen Fokus auf das, was gefühlt werden will.

Heute früh eben bei meinem Rundgang im Ort. Und gestern Abend bei der Autofahrt nach Hause und danach bei einem unerklärbaren Essanfall und danach im Bett. Als ob es das erste Mal so wäre und dabei alles durchfühlen was kommt, ohne sofort zu bewerten oder zu erklären. Einfach nur fühlen. Was will es mir zeigen? Freude und Schmerz. Wach sein tut nicht immer gut, doch es offenbart mir Etwas. Und ich wähle, dem auf der Spur bleiben…

Das ist erst der Anfang. Habe ich so das Gefühl… Das hab ich nun von meiner Anfangsübung…

Ein Teil in mir möchte sofort wieder irgendetwas anpassen, zurückgehen oder wegdösen.
In die bekannte Welt, die gedeckelte.

Weißt du, was ich meine?

Margarete, 21.4.2015

 

 

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