Margarete Hohner

Dampf dich aus

8.04.2015 20:51 keine Kommentare

Gefühle kann ich nicht wissen

Die letzten Jahre habe ich mich sehr viel mit „lernen“ beschäftigt, bin in Kurse gegangen, habe viele Bücher gelesen und mir Vorträge angehört, und Ausbildungen gemacht.

Als ob ich irgendetwas aufholen müsste und dadurch zu einer immensen Wertsteigerung gelange.

Oder vielleicht dachte ich auch, dass ich dann das Leben und die Menschen besser begreife? Keine Ahnung.
Das Ergebnis ist – es haben sich zwar ein paar zusätzliche Dinge in meine Gehirnschubladen reingeschoben, doch WISSEN tue ich nicht wirklich mehr.
Doch, eines weiß ich: mir hat dabei das gefühlte und erlebte Leben gefehlt.

Es ist mir heute ziemlich scheißegal, was ich weiß oder nicht weiß. Was zählt, ist was ich fühle. Und da war eine ziemliche Leere in mir, entdeckte ich. Weil ich keine echten Gefühle mehr aufkommen ließ.

Was kam nachdem die Kinder auszogen?

Nach dem „Rausgehen in die Welt“ meiner beiden Töchter fiel meine Lieblingsaufgabe in diesem Leben – das Muttersein – als tagtägliche Aufgabe weg.
Mein Frausein war irgendwohin verschwunden und immer mehr habe ich mich durch meine Arbeit verwirklicht: “ je mehr ich arbeite und leiste, desto mehr Anerkennung erhalte ich und desto besser werde ich sein.“ Diesen Irrsinn glaubte ich. Zumal zuerst mal Definition von „besser sein“ entblättert werden müsste…. ;-).

Heute zB sitze ich liebend gerne nackt zwischen 15 anderen Frauen in einer Schwitzhütte und wir erzählen uns im total dunklen, schwarzen Hütteninnraum intim und total vertrauensvoll – wer will – Dinge, die uns am Herzen liegen. Wir lassen Dinge los, wünschen uns Manches, bedanken uns und singen, schreien und feiern gemeinsam.
Und da drinnen fühle ich! Da spüre ich die kalte Erde unter mir, die Hitze über mir, rieche die Kräuter, spüre den Schweiß auf meiner Haut  und fühle diese Verbindung unter uns. Danach kriechst du wortwörtlich wieder aus der geschützten Hütte raus – und bist wie neugeboren!

Unbedingt nachahmenswert: Sisterhood

Dies ist leider so verloren gegangen in unserer Gesellschaft: Sisterhood – Schwesternschaft. Gemeinsame Rituale und Naturverbindungen.

Frauen unter sich.
Nein, kein Zickengekriege, leeres Gequatsche, Schuhvergleich, Wimpernverlängerungs- oder Busengrößendiskussionen oder über andere lästern. Sondern echte wahre Begegnungen, offen und ehrlich: wonach sehnst du dich, was quält dich, wovon träumst du, worunter leidest du, was willst du?
Reden müsste man ja gar nix, doch durch die ehrlich ausgesprochenen Wörter merkt man, wie ähnlich wir doch alle ticken. Dass wir uns alle nach dem Gleichen sehnen.
Und das ist nicht das, so wie wir leben und funktionieren.

Die vielen Dinge, die auf uns Frauen (ich kann nur für uns sprechen, da ich kein Mann bin) einpreschen, müssen wir auf irgendeine Art und Weise rauslassen – sei es durch Worte, Sport, Tanz, Trommeln, Schreiben oder eben echtes Schwitzen…sonst werden wir entweder implodieren (Depression, burn out, Trägheit, Müdigkeit…) oder wir explodieren (Streit, Aggressivität; Unlust…).
All unser Zauber, der in UNS ALLEN INNEWOHNT, geht sonst verloren, erlischt.
Schau in unsere Augen und du weißt, was ich meine.

Dampf dich aus

Eine meiner liebsten Rituale wieder ins Fühlen und an meine Urkraft zu gelangen, ist die Schwitzhütte. Hier kann ich mich einfach dem Leben hingeben, so wie ich bin und ausdampfen. Pur, ohne Schauspiel oder eingezogenem Bauch.

Ich schwitze liebend gerne hier:  http://www.lokahinui.at/schwitzhuette/index.html?a=50&level=1   mit Andrea Fuchs in achtsamster Begleitung und bin so dankbar dafür.

Wenn du eine Schwitzhütte in deiner Nähe hast, geh hin.

Dampf dich aus. Lieb dich ausgezogen. Herzlich Willkommen, Schwester.

Margarete

 

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