Margarete Hohner

Liebste Margarete,
Heute ist die letzte Rauhnacht. Die Tage zwischen den Jahren sind vorbei.
Früher habe ich das nicht so stark als Ausnahme –Zeit empfunden.
Kennst du das Traumlied des Olaf Åsteson? Der schläft an Weihnachten ein und erwacht am Dreikönigstag wieder. Der Text erzählt von seiner Reise in die geistige Welt.

Auch wenn wir nicht so tief schlafen wie Olaf, so sind wir doch in einem anderen Zustand. Ich empfinde eine Verlangsamung, auch Rückzug und Durchatmen.

Irgendwie fiebert man so lange der Weihnachtszeit entgegen und nach 13 Tagen sind wir wieder im Alltag angekommen.
Vielleicht haben wir noch ein paar Neujahrsvorsätze, doch ansonsten nimmt die Hektik wieder zu.

Im Geschäft meines Vaters war es Tradition, dass jeder einmal pro Woche für alle das z‘Nüni (Brotzeit?) mitbrachte.
Ausserdem gibt es in der Schweiz den Brauch des Dreikönigskuchen. Er besteht aus süssem Hefeteig und um einen Mittelteil sind kleine Brötchen angebracht. Jeder darf sich nun einen Weggen abbrechen. In einem befindet sich ein kleiner König. Wer ihn erhält, ist König des Tages und darf sich wünschen was er möchte.

Also, Christian war mit z‘Nüni dran und er bestellte beim Bäcker einen Kuchen.
Wie gross war die Überraschung, als jeder einen kleinen König in seinem Stück hatte und Christian für alle eine Kartonkrone aus der Tasche zauberte.

Ich fand die Idee so besonders. Kein Gewinner. Jeder König oder Königin.

Im Märchen sind König und Königin das Symbol grösster Weisheit.
Aus anthroposophischer Sicht verkörpert ein Märchen mit all seinen Figuren unsere Seele als Ganzes. Am Ende siegt die Weisheit, der Königssohn verbindet sich mit der königstochter. Ich finde diese Betrachtung so schön.

Ich glaube ich mag den Dreikönigstag fast lieber als Weihnachten.

Der König, die Königin in uns, die einen so langen Weg auf sich nimmt, um sich vor dem göttlichen Kind (in uns) zu verneigen und ihm seine besten Gaben zu verehren.

Die schönste aller Legenden ist natürlich die vom vierten König….

So wünsche ich uns allen, dass wir in jedem die Königin, den König erkennen und ansprechen. Nicht nur heute, sondern jeden Tag.

Ich umarme dich und wünsche dir für 2020 königliche Weisheit, Güte und Geduld mit den Prinzen, Prinzessinnen, Königen und Königinnen um dich.