AMADEAS Schwesternbrief vom 27.12.2019
🌹SCHWESTERNBRIEFE
27. Dezember 2019
Liebste Margarete,
Nun sind Heiligabend, Weihnachten und Stefanstag schon vorbei.
Das Leben in der Familienblase drängt wieder mehr nach aussen.
Ich war kurz in der Stadt.
Einer meiner Nachbarinnen geht es sehr schlecht. So habe ich jetzt Schafgarbentee geholt, um ihr am Mittag einen Leberwickel zu machen.
Ich koche auch schon seit drei Wochen für sie.
Gestern sagte sie, dass sie in der Nacht gemeint hätte, jetzt würde sie sterben.
So habe ich mit ihr über das Danach, rein praktisch, geredet. Welchen Arzt für die Todesbestätigung anrufen, was sie gerne hätte, was tröstlich für ihre Kinder wäre….
Nun erkundige ich mich, ob es in der Schweiz möglich ist, eine hinduistische Feuerbestattung zu machen, denn sie möchte keinen Sarg.
Ja, meine Tage sind intensiv.
Die Nachbarin neben uns hatte an Weihnachten einen Zusammenbruch, weil sie sich so einsam und alleine fühlte.
Ich habe erst mal fertig gekocht, das Essen nach oben gebracht und danach Tee bereitet, mir zwei Tassen geschnappt und bei D. geklingelt.
Sie hat mir ihre ganze Geschichte erzählt, wie sehr sie sich nach der Liebe und Anerkennung ihrer Eltern sehnt, diese jedoch nie erhält.
Wie ihre eigenen Kinder ihre Herkunftsfamilie ablehnen.
Sie will es immer allen recht machen und überschlägt sich fast.
Ich sah einfach nur das kleine Mädchen vor mir….
Manchmal braucht es nur einen Mensch, der zuhört, mit dir Tee trinkt und dich in den Arm nimmt.
Momentan kommt alles was noch nicht angeschaut wurde hoch, damit wir den Schmerz ohne Verdrängung nochmals durchleben und wertfrei betrachten.
Inzwischen sind ein paar Stunden vergangen….
Habe zuerst für J. Mittagessen gemacht, Kartoffelgratin und Fenchel. Dann, eine Stunde später, als ich mit dem Leberwickel nach oben ging, fand ich ein Häuflein Elend.
Sie musste so weinen, weil ihr 35 jährigem Sohn nicht akzeptieren kann, dass sie nicht mehr in die Maschinerie Krankenhaus möchte.
So sass ich am Bett, machte zuerst den Wickel und hörte zu, streichelte sie.
Manchmal möchte ich etwas ganz anderes tun und doch steht dann etwas viel wichtigeres an. Meine Hexenkräfte sind gefragt.
Ich weiss dann plötzlich was zu tun ist.
Nach 20 Minuten Wickel meinte J.:“Es tut so gut mal keine Schmerzen zu haben.“
Die Wirkung war so direkt und schnell.
Dann ist mir, in den Sinn gekommen, dass J. in die Ita Wegmann Klinik könnte. Die Krankenkasse würde es sogar bezahlen.
Sie fragt dann Anfang Januar ihre Ärztin.
So stehen bei mir die Rauhnächte im Zeichen der Nachbarschaftshilfe.
Das Schenken war so schön!
Am 23. Dezember kamen noch Anna Lena und Jonathan, um Geschenke zu nähen, Müesli mischen, Body scrub herstellen, usw.
Jonathan war ganz hibbelig , weil am nächsten Tag Weihnachten war.
Kannst du dich noch an deine Kindheit und deine Kindern kurz vor Weihnachten erinnern?
Diese Vorfreude ist unbeschreiblich!
Solche Kindheitsgefühle wünsche ich uns für 2020. Fast platzen vor Glück!
Ich wünsche dir schöne Rauhnächte!
Ich umarme dich!
Amadea 😘