AMADEAS Schwesternbrief vom 28.01.2020
SCHWESTERNBRIEFE
18. bis 25. Januar 2020
Liebste Margarete,
Die letzten Tage fühlten sich wie Frühling an. An der Sonne war es so warm, dass ich die Jacke ausziehen konnte.
Gestern dann ein Regentag, wo ich trotz Schirm patschnass wurde.
Heute scheint wieder die Sonne und ich freue mich schon sehr auf meinen Spaziergang.
Jetzt bin ich auf dem Weg zum Gemüsemarkt.
Habe Kürbis, Salate, Orangen, Äpfel, Zwiebeln, Knoblauch und vieles mehr erstanden.
Hier liegt ein Hauch Schnee auf den Strassen….
Doch so richtig Winter will es auch auf 1000 Metern über Meer nicht werden.
Gestern kam ich an einem Busch vorbei, wo die Knospen kurz vor dem aufspringen waren. Ganz hell grün.
Und das hier oben. Wie weit die Vegetation wohl im Tal schon ist?
Manchmal mache ich mir Sorgen um die Natur. Die Winterzeit ist die aktivste. Da wird im Wurzelwerk, in den Stämmen, im Boden alles vorbereitet.
Ich stelle mir vor, wie alle Naturwesen wie Zwerge , Gnome und Elfen sich liebevoll um die Wurzeln, Säfte im Stamm und das neue Leben in den Samenkörnern kümmern.
Linus hatte einmal ein Schulbuch Deutsch 5. Klasse mit multiple Choice Fragen. Da stand unter anderem:“Kommen in einer wahrhaften Geschichte Zwerge vor?“
Seine Aussage:“Stimmt‘s Mama, hier sollte ich jetzt nein ankreuzen, aber die ganze Welt würde ohne Naturwesen gar nicht existieren. So ein blödes Buch.“
Da war er elf Jahre alt.
Da bin ich mal wieder beim Thema Schule gelandet… 😉
Ich fühle, dass unsere Kleinen soviel Wissen in sich tragen, doch wir überdecken dies mit massenhaft unnötigem und vor allem auch einseitigem und falschem Gedankengut.
Linus konnte vor allem Geschichte und die Lehre des alten Testaments nicht ausstehen. Das schüttelte und deprimierte ihn.
„Warum soll ich mir das anhören und sogar noch im Gedächtnis behalten? Das ist grauenvoll und daraus lerne ich nichts. Warum soll Gott, der alles erschaffen hat, so grausam sein? Warum töten Menschen einander?“
Es ist so eigenartig, dass alles so weltumspannend sein soll. Der Handel, die Politik, alle möglichen und unmöglichen Abkommen und all die Gesetze, die dann gebrochen werden.
Dabei kennen wir nicht mal unsere Nachbarn oder die Menschen aus dem Dorf, in dem wir leben.
Stell dir vor, wir hätten alle ein Grundeinkommen ( noch lieber wäre mir natürlich gar kein Geld) und könnten bei unseren Kindern sein, ihnen zuhören, sie beobachten, wenn sie ihre Talente und Gaben entdecken und sie einfach liebevoll begleiten.
Keine künstliche Konkurrenz, keine Ellbogenmenschen nur Liebe…..
28. Januar 2020
Liebste Margarete,
Ich habe mich so sehr über deine Gedanken gefreut!
Du siehst, sie waren wieder einmal ähnlich….
Heute stürmt es heftig und schneit auch etwas, doch es wird einfach nicht richtig Winter….
Ja, das stimmt, in unseren Köpfen haben wir viel zu sehr eingepflanzt, dass wir ab 60 vieles nicht mehr können und abbauen.
Doch einige Ausnahmen, die nicht daran glauben, zeigen uns, dass es auch Spass machen kann und wir weiterhin, vor allem ohne Druck, etwas erreichen können.
Ich freue mich immer wieder an Berichten von Menschen, die an der Universität studieren, grossartige Reisen unternehmen, Tanzen wie 20 jährige oder Yoga praktizieren wie junge Profis.
Für mich gibt es Möglichkeiten, wo ich mithalten möchte, aber auch andere, wo ich mich eher raushalte.
Zum Beispiel all die Möglichkeiten der Internet Kommunikation, wie Instagram, WhatsApp, usw, überfordern mich.
Ich mag Facebook und FaceTime, das genügt mir .
Ich mag auch nicht durch ein Handy dauernd erreichbar sein.
Bin ich da altmodisch?
Ich erinnere mich daran, wie in der Bahn die Menschen miteinander geredet haben. Heute schaut jeder auf sein iPhone und nimmt nichts um sich herum wahr.
Ich bin ein Exot mit meiner Strickarbeit oder Häkelei. Das macht mir nichts aus. Ich bin einfach ich selbst.
Ich habe meine Mutter etwas belächelt, als sie fand, sie möchte kein iPad und all diesen Internet Kram erlernen.
Inzwischen kann ich sie verstehen.
Sie war dabei als das Radio erfunden wurde, der erste Fernseher, das Spulentonband, die ersten Kassetten, die Filme noch schwarzweiss waren, dann farbig wurden. Sie erlebte die Entwicklung zu Videokassetten, Walkman, Schallplatten, dann CD und Dvd. Ich kann verstehen, dass sie dann abgehängt hat.
Als Kinder konnten wir noch sagen, wo wir hin gehen und wann wir zurück kommen. Heutige Kinder werden mit dem Handy überwacht….
Ich empfinde, dass wir durch all die Technik nicht freier geworden sind.
Vielleicht sind wir Beispiele, dass man auch ohne all den Kram glücklich sein kann.
Ich würde nicht behaupten, dass ich nicht mithalten kann, aber es interessiert mich schlichtweg nicht.
Ich überlasse das getrost den jüngeren Generationen und picke mir raus, was für mich stimmig ist.
Witzig ist ja, dass vieles, was in unserer Jugend in war, wieder Trend ist.
Makramee feiert ein Comeback.
Ich bin da nicht dabei. Das fand ich anfangs toll, doch dann kam ich in den 70er Jahren in Häuser, die mit Makramee Eulen, Blumenampeln, Wandbehängen, usw, richtig zu gemüllt waren.
Mich schüttelt es noch immer!
Toll daran ist, dass junge Menschen wieder etwas selber machen.
Ich mag es, dass ich soviel Möglichkeiten habe. Ich entscheide, was ich tue oder lasse.
Bei manchem halte ich mit, wie vegane Lebensweise, Low Waste, selber machen, anderes lass ich einfach bleiben.
Da ist es richtig schön, älter zu sein und die Erfahrung zu haben, dass mich diese Mode nicht glücklich machen wird.
Ja, Lebenserfahrung hat sehr grosse Vorteile.
Übrigens hat Linus gestern seine Fahrprüfung bestanden.
Sein erster offizieller Test.
Ich freue mich riesig mit ihm!
Ich wünsche dir, dass es bei euch nicht so stürmt und du Zeit in der Natur verbringen kannst. Ich umarme dich!
Deine Freundin Amadea