Margarete Hohner

#4 AM -MA , wie die Liebe Spuren zieht

8.06.2016 12:54 keine Kommentare

„Folge nie jemandem. Wenn du jemandem folgst, dann siehst du nur seinen Rücken. Und er verstellt dir den Blick. Geh nicht hinter einem anderen, sondern geh an seiner Seite.“
Dr. Karin Bender-Gonser

 

Amadea und ich gehen Seite an Seite. Eine sieht die Andere und in der Anderen noch einmal ein Stückchen sich selber. Keine geht „vor oder nach“.

 

Als ich Amadea – damals in Arco – im großen Saal auf genau der anderen Sesselreihenseite von mir – sitzen sah und ihre genialen Kommentare hörte, später dann häkelnd dort sitzen sah, verspürte ich den Drang mich zu ihr zu setzen. 33 Menschen – und genau bei ihr möchte ich sitzen.
Heute ist es mir völlig klar warum. Es war/ist ihre Präsenz, die einfach so wohltuend ist und wir uns gegenseitig beflügeln.
Kennst du auch solche Menschen?

 

Liebste Amadea!
Gestern hast du vom schnellen Zugfahren geschrieben – wie ich mitfühle was du meinst. Ich liebe Zugfahren sehr, wenn ich die Landschaft halbwegs „mitbekomme“. Dienstlich fahre ich alle 3 Wochen mit dem Zug nach Wien und genieße wenn morgens die schöne Landschaft leise vorbeigleitet. Am allerliebsten fahre ich mit Regionalzügen am Land.

 

Ganz schlimm sind für mich Flüge in andere Kontinente. In Afrika und Amerika war ich und beide male war ich nicht dort, bin nie angekommen. Wir waren dort so viel unterwegs, mit einer Reisegruppe und immer kam in mir ein Gefühl wie „Heimweh“ hoch.
Ich wollte niemals dorthin, es war der Traum meines Mannes. Bei beiden Urlaube bekam ich Erstickungsanfälle und Fieber. Ich hab nicht auf meine Seele gehört. Seitdem sage ich „nein“ zu Reisen auf andere Kontinente und schon gar nicht mit Gruppen.

Ich LIEBE Europa besonders hier: Österreich, Deutschland, Italien, Kroatien; England, Irland. Hier habe ich schon wunderschöne Momente erlebt. Ich vermute dass ich die Schweiz auch sehr mag 😉 , bis jetzt war ich noch nie dort!

Meine Freude ist und war immer das Gehen.
„Überall wo ich nicht zu Fuß war bin ich nicht gewesen“,

schreibt schon Goethe und da bin ich total konform mit ihm.
Sobald ich länger als eine Stunde gehe, komme ich immer mehr an, werde ruhiger, präsenter.

Im Wald bin ich komplett bei mir, als ob die Bäume mich zentrieren. Inzwischen lese ich Bücher darüber, da ich dies auch „wissenschaftlich“ für meinen Beruf verwenden möchte.
Wie ich es liebe, ein Blätterdach und den Himmel über mir zu haben, die Vögel zu hören, das Knirschen bei jedem Schritt zu hören und auch meinen Atem zu spüren.

Vor einiger Zeit wurde mir folgende Frage gestellt: „Wann warst du in deinem Leben am glücklichsten? Und wie kannst du mehr davon machen?“

Meine Antwort war eindeutig: nach der Geburt meiner Kinder (da kann ich aus biologischen Gründen nicht mehr mehr davon machen 😉 ) waren es die Wanderungen mit meinem Mann.
Einmal gingen wir 13 Stunden (mit nicht mal 1 Stunde Pause), ich war zum Schluß fast unbeweglich, doch unendlich glücklich.
Abends erschöpft und ausgepowert ins Bett zu fallen, mit Blasen an den Füssen und Sonnenbrand auf der Nase hatte mein Herz glücklich gemacht. Mein Kopf war leer und meine Seele erfüllt mit purem Leben.

Es ist so leicht. Das Gute liegt so nah. Schuhe an und los.
Also, liebe Amadea ich habe Lederwanderschuhe, ich hoffe du verzeihst, als Vollblutveganerin und nimmst mich trotzdem mit 😉 .

Ich habe soeben deine gestrigen Zeilen nochmals gelesen:
du schreibst: „Weisst du, dieses „Echte müde sein“, wie ich es als Kind empfunden habe. Alles ist gut und ich freue mich aufs Bett, um tief und fest zu schlafen.“
Genau das meine ich mit glücklich sein. Genau das:

Echt müde zu sein nach einem guten bewegten Tag.

Und jetzt ab ins Bett, bin jetzt auch müde, zwar nicht ganz so echt erschöpfend, doch der Schlaf vor Mitternacht soll angeblich der Schönheit dienen und das wollen wir doch nicht ganz außer Acht lassen, 😉 !….
freue mich schon sehr auf deine Zeilen…

Wie glücklich mich der Weg macht.
nächster step: früher aufstehen, Morgenroutine ausbauen

Margarete, 7.6.2016

 

*****

 

Liebste Margarete,

Mein Wochenende war deinem , was den Sonntag betrifft, ähnlich.
Samstag arbeite ich bis 13 Uhr im Laden, dann räume ich auf und gegen 14 Uhr gibt es daheim Mittagessen.

Manchmal habe ich Erlebnisse, die ich in ihrer Besonderheit erst später erkenne.
Eine Stunde vor Ladenschluss gab es noch 6 Stücke Gemüsequiche und 2 Stücke Rhabarberkuchen. Eigentlich recht unwahrscheinlich, dass die noch weg kommen.
Ich dachte:“ Wäre echt klasse, wenn ich die nicht mit nach Hause nehmen müsste.“

Es kamen drei Kunden und sie haben genau diese acht Stücke Gebäck gekauft.

Manifestieren geht leicht… 😉 Doch es ist eine absolute Gelassenheit dabei.
Ist ja völlig egal, ob die jetzt verkauft werden…

Als ich dich für “ den Weg“ fragte, konnte ich mir vorstellen, dass es wundervoll sein würde mit dir gemeinsam unterwegs zu sein.
Doch es war nie der Gedanke dabei, dass dies jetzt unbedingt so sein muss.

Genauso geht es.

Bei allen meinen Wünschen, die sich erfüllt haben, war diese kindliche Leichtigkeit dabei.
Wenn ich etwas unbedingt wollte,klappte es nie.

Etwas vom schönsten, finde ich , ist die Geschichte mit meinem Nachnamen. Mir gefiel unser Familienname überhaupt nicht. „Zeugin“ , das klang so hart mit diesem Z. Ausserdem war ich immer die Tochter von Herrn Zeugin…
Meine Schuhe kaufte ich als junge Frau bei Engel Schuhe in Basel. Vermutlich auch wegen dem Namen.
Ich fand das so schön,immer daran erinnert zu werden, dass ich geschützt bin.
„So möchte ich heissen“, dachte ich.
18 Jahre später, ich war schon wieder geschieden, wurde mir bewusst, dass ich jetzt genauso heisse. Ehi – Engel. Allerdings in einem der vierhundert nigerianischen Dialekten. Was noch viel besser, weil nicht so offensichtlich ist.

Eigentlich wollte ich ja von meinem Wochenende erzählen.

Samstag waren Aimé und ich bis nach 22 Uhr unterwegs. So haben wir beide den Sonntag – Morgen im Bett verbracht, er hat geschlafen und ich habe auf Facebook Kommentare beantwortet, den neuen Text geschrieben usw.
Später habe ich die Hülle für dein Stifteglas genäht und die Wäsche gebügelt. ( Das Bügeln war einer meiner Loops. Du weisst, ich liebe bügeln, doch in letzter Zeit war soviel los…)

Ja, es macht glücklich, wenn etwas angestautes oder lange vergessenes in Ordnung gebracht wird.
Auch ich war den ganzen Tag nicht draussen. 😏 Ja, das sind die Tage, die nicht so ganz erfüllt sind… Es fehlt ein wichtiger Bestandteil.

Im Wald sein, ist für mich die tiefste Verbindung mit dem Leben.

Da für mich das Wochenende bis und mit Montag geht ( der Laden ist geschlossen), bin ich am Morgen sehr früh, noch im Pyjama ( psst! Bitte niemandem verraten, 😉) auf meine Runde durch die Natur gegangen.

Welche Freude, welch Genuss! Die Sonne schien und mir war ganz warm ums Herz! Da kommen mir die besten Ideen, es gibt tolle Schnappschüsse, ich atme so tief , wie sonst wohl den ganzen Tag nicht mehr.

Wenn ich zurück bin, geht alles leichter von der Hand.
Für mich ist es eine der besten Möglichkeiten, den Tag zu beginnen.
Ich werde wach und bin in Verbindung mit Mutter Erde und Vater Sonne.
(Ist dir aufgefallen, dass nur im deutschen Sprachgebrauch der Mond männlich und die Sonne weiblich ist?)

Jeden Morgen denke ich:’Und jetzt einfach weiter gehen… Den ganzen Tag.‘

Dieses Glücksgefühl, dass es nun tatsächlich für 8 Wochen so sein darf… Einfach unbeschreiblich!

Schön, dass ich dich noch näher kennenlernen darf!

Bis zum nächsten Mal! 😘
Amadea

Foto by Margarete

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