Margarete Hohner

30.03.2020 – Auszeit: ich schreibe einfach mal

30.03.2020 23:43 1 Kommentar

30.03.2020/ 09.03 Uhr

Alles fällt nun immer tiefer rein.
Was sich im Außen abspielt, spüre ich immer intensiver in mir drinnen.
Deshalb ist es jetzt für mich doppelt wichtig, mit welchen „Nachrichten“ ich mich umgebe.
Welche Telefonate führe ich, welchen Menschen folge ich auf den Social-Medien?
Ich spüre es jetzt mehr denn je, was es mit mir macht.

Wer oder was dient meiner Entwicklung, der Entwicklung der Welt?

Nein, ich will korrigieren – was dient der Liebe?

Und was hindert oder blockiert den Strom?

Ich werde die Blockierer blockieren.

Diese Welt der Polaritäten zeigt sich deutlicher denn je.

Gibt es einen gemeinsamen Nenner?

Ja, den gibt es. Den Ursprung.

Und sich darauf zu besinnen, gibt mir Kraft.

Wo kommen wir her?

Was bedeutet Menschsein/Frausein in der Tiefe für mich als Margarete genau jetzt?

Draußen blühen die ersten Sträucher und zugleich schneit es heute.

Alles ist da.
Und ich stehe in der klaren Schneeluft während die Blüten mein Herz erfreuen.

Es geht um soviel mehr als um mich. Doch nur jede einzelne Zelle erschafft das große Gesamte.

****

30.03.2020/ 14:22 Uhr
Seit Monaten schon brennt eine Sehnsucht immer stärker in mir.
Der normale Alltag nahm mich jedoch dann immer wieder hinweg.
Ließ es mich wieder vergessen.
Und es versiegte in mir.
Diese Freude, diese Lust, dieser Kitzel Gottes.
Hinter leisten-müssen und Müdigkeit,
verschwand was da wirklich in mir wollte.

Ich spüre, dass ich langsam munter werde.

Ab dem Moment,
wo ich hier alles online abschalte,
dieses ganze Virus Gedönse dort lasse wo es ist,
einfach nur dastehe
gesund
und in den Himmel lausche,
tauchen diese kleine Funken aus meinem Innersten auf:

Ich will tanzen.
Leben will durch mich tanzen.

Heute morgen –
nahm ich meine Kopfhörer auf –
und schritt zur Tat.

Kam mir immens doof vor, sperrte gleich die Türe zu…

Und war erst mal enttäuscht.

Mein Tanz ist steif geworden,
ich wusste nicht wie und was
mein Körper schläft wohl noch,
und sowas ist keine Kopfsache.
Ich konnte in Bewegung nicht ausdrücken was ich fühle und wollte.
Es bremst, es blockiert, ich bewege mich zu schwer, zu langsam.

Mittags dann mach ich wieder. Einfach damit tanzen, wie es ist. Mit dieser Steifheit.

2 Stunden gönnte ich uns. Gott und mir.
Jetzt schwitze und schnaufe ich, wie nach gutem Sex.
Endlich wieder mal gut außer Atem sein.
Erschöpft.
Wie eine kleine Erlösung, Entknotung.

Ich spürte: Genau der Moment, wo ich einfach nur spürte, wo genau in meinem Körper mich die Musik berührte und dort die Bewegung sich ganz von alleine ausbreiten ließ, oft auch nur miniklein, ab da da ist es gut. Da ist der Kopf draußen und Gott übernimmt. Ich lass mich führen.

Und diese Momente haben mich heute wirklich glücklich gemacht.

Gott als Mensch würde garantiert tanzen.
Und ich will ein Teil davon sein.

****

30.03.2020/ 22.28 Uhr
Ca. einmal im Monat haben wir es uns inzwischen zur freudigen Absicht gemacht, meine Schwiegermutter (81) zu besuchen.
Das ist aber keine Pflicht. Das ist Liebe.
Ich liebe diese Frau, die täglich Ihre Lieben, die Welt und Mutter Maria segnet.

Oft fahren auch unsere Töchter mit. Oma ist einfach witzig und mitfühlend. Eine moderne, weltoffene Frau.
„Wir wissen nie, wie lange wir uns umarmen können“, habe ich immer wieder gesagt und jede Begegnung mit ihr genossen.

Dass es so passieren wird, daran habe ich niemals gedacht.

Jetzt haben wir uns alle schon seit einigen Woche nicht mehr gesehen.
Thomas fährt für sie wöchentlich einkaufen und liefert ihr vors Haus, sie schaut vom Balkon runter und so reden sie mit Abstand (siehe Bild). Und sie weint.
Ich fahre gleich gar nicht mit, da ich sie zu sehen ohne Berührung nicht aushalte.
Wir telefonieren alle regelmäßig mit ihr.

Leider hat sie kein handy, mit dem man Video-Telefonie machen kann, jetzt kann aber man auch keines kaufen und ihr das erklären.

Thomas hat dann gestern Muttis 3jährigen Enkel – unseren Neffen – in Deutschland per Videotelefonie angerufen und sein Handy dann Mutti zum Balkon raufgehalten.

Was für eine Situation:
Thomas steht unten beim Haus, Mutti oben am Balkon, Enkerl Ole und sein Papa sind am Telefon in der Nähe von Bremen.

Die Technik verbindet weltweit, ein Virus trennt das Näheste.

Mutti weint, weil sie grad die Welt nicht versteht.

Ich habe keine Angst vor dem Virus, mich schmerzt nur DAS. Diese Situation.
Das tut mir tief ins Herz rein richtig richtig weh.

Wie gut, dass ich jede Umarmung bis ins Letzte ausgekostet habe und wir uns immer beim Verabschieden winkten und Bussis schickten, bis uns allen der Arm fast abfiel.

Doch leider kann man die Umarmungsgefühle nicht einfrieren und jetzt bei Bedarf auftauen, das wird die Technik niemals schaffen.

Möge sie – und alle liebenden Omas und Opas der Welt gesund bleiben und wir uns alle bald wieder in die Arme nehmen können.

1 Kommentar

elfriede
31.03.2020 19:39

Liebe Margarete , deine Worte rühren mich soo sehr an . Auch mein Empfinden im Moment ist deinen Zeilen nahe . Wir werden uns mit diesem"Abstand" zu unseren Beziehungen deutlich und klar bewußt . Ich spüre nun wie heilig & wertvoll mir meine "Nächsten" sind . Danke für deine Inspiration zum bewußtwerden dafür , herzvoll elfriede.

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