Margarete Hohner

#3 AM – MA , wie die Liebe Spuren zieht

6.06.2016 22:01 keine Kommentare

„GEHE SO WEIT WIE DU SEHEN KANNST.
WENN DU DORT BIST, WIRST DU WEITER SEHEN.“
Thomas charlyle

Liebste Amadea,
Wochenende.
Endlich scheint heute die Sonne, ich geh raus und
werde mich mit der human-trust Gruppe (Veit Lindau) treffen.
Der Kreis der lieben Menschen, denen ich begegne und die immer wacher und klarer werden, wird immer immer größer.
So viele brechen auf, brechen aus, aus dem was nicht mehr passt und gehen deren Herzens-Weg, hören auf deren innere Stimme.
Wie schön das ist und welche wunderbare Verbindungen da entstehen.

So wie bei uns beiden … Leben heißt für mich Begegnungen.

Der Nachmittag gilt ein wenig meinem Haushalt.
Das Staubsaugen widme ich heute unseren Weg.
Ich mag es, Handlungen einem heiligen Grund zu schenken. Somit schwingt da gleich eine andere Energie dahinter mit, macht es mehr Freude – selbst das von mir nicht so geliebte Staubsaugen.
Welch eine Chaotin ich im Haushalt doch bin.
Und wie strukturiert bei Projekten.

Leben heißt für mich, mich lieben für alles was ich bin und nicht bin.

Sonntag.
Heute Nachmittag habe ich etwas getan, das ich schon lange nicht mehr machte und grundsätzlich als verlorene Zeit bezeichne: Am Sofa liegen und Fernsehen.
Es gab mal Zeiten, wo ich das jedes Wochenende tat.
unglaublich. Es ermüdet und macht mich träge.
Ein guten Film ist ja total ok und inspiriert mich sogar manchmal, doch mehr ist schon echt eher runterziehend als wohltuend, merke ich.
Habe daneben dann endlich ein Handarbeitsstück – nach fast einem Jahr – fertiggestellt. Du hast mich dazu wieder animiert, ich liebe deine Handarbeiten so sehr.

Welch ein gutes Gefühl es ist, etwas fertiggestellt zu haben.
Ich mag das, sowas gibt mir neuen Schwung und Energie und es schließt sich im Kopf ein Loop – der mich nicht immer wieder regelmäßig erinnert „das mach noch fertig und dann das mach noch…“
Nach Schließung jedes Loops wird ein kleines Stückchen freier in mir.
Ja, es fühlt sich gut an.
Was sich für mich heute jedoch nicht so gut angefühlt hat: bin keinen Schritt vor die Türe gegangen.
Gar nicht gut für meine Seele.

Ich nehme solche „Hänger“ immer wieder gerne bewusst als Messlatte mein Befinden zu beobachten. Den Unterschied zu spüren, einen Tag mit Bewegung im Freien und einen Tag ohne.
Den Unterschied spüre ich täglich spätestens Abends im Bett, wenn ich meinen Tag Revue passieren lasse….

Montag morgen,
mit 6 Sonnengrüßen begonnen. Warmes Wasser getrunken.
Das sind meine heutigen steps für unseren Weg, die ich nun immer mehr in meinen Alltag integrieren möchte.
Ich hab nämlich die Bewegung und das Trinken sehr vernachlässigt in letzter Zeit. Unser Weg ist mein heiliger Grund, dies wieder in mir zu aktivieren.
So startet der Tag gleich mal viel sonniger.
Nun gehts an meine Arbeit. Montag und Mittwoch sind immer meine längsten Arbeitstage. Bis Mittag hab ich homeoffice, danach fahre ich in die Ordination.
Hoffe, du hattest ein schönes Wochenende….
das wars für heute…. ganz unspektakulär.
Manchmal braucht es auch das Unspektakuläre.

Freu mich schon sehr auf deine Zeilen…hab gesehen, du hast sie schon gepostet….werd sie gleich genießen.

Margarete, 6.6.2016

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NUR REISEN IST LEBEN,
WIE UMGEKEHRT DAS LEBEN REISEN IST.
Jean Paul 1763 – 1825
Liebste Margarete,

Ich sitze mit Aimé im Zug ins Unterland. Wir leben auf fast 1000 müM, und so ist die Vegetation immer etwas im Rückstand, im Vergleich zum Mittelland.

Das letzte Mal habe ich diese Reise vor einem Monat unternommen. Jedes Mal fasziniert es mich, wie anders es weiter unten ist.
Das zarte Frühlingsgrün ist gänzlich verschwunden und hat dem satten Sommergrün den Platz überlassen.
Das Gras ist höher, oder schon gemäht, die Gärten bunter, weil schon vieles blüht. Alles ist grösser, leuchtender.

Bei uns ist alles etwas gemächlicher, verhalten.
Mir gefällt das persönlich sehr. Es lässt mir Raum zum entdecken.

So ähnlich empfinde ich das auch mit der Art des Reisens. Ich mag es,mit dem Zug unterwegs zu sein. Die Bilder gleiten an einem vorbei wie ein Film. Du sitzt da ganz bequem und wirst innert kürzester Zeit viele Kilometer weit transportiert.
Das ist nützlich, du kommst zur Zeit an deinen Bestimmungsort.

Wenn du am Ziel bist,kann es sein, dass du völlig erschöpft bist, obwohl du keine anstrengende körperliche Betätigung hinter dir hast.
Deine Augen waren auf Reisen,
vielleicht hast du dich mit einem Mitreisenden unterhalten,
oder deine Ohren nahmen die Geräusche der anderen Passagiere wahr.
Im Intercity fliegt alles rasend schnell an dir vorbei.
Möglich, dass es dir zu schnell ist, so, dass du die Notbremse ziehst, wie in diesem Zug geschehen. ( Ich war’s nicht! 😇)
Es geschieht viel auf einer Zugfahrt, doch so ganz beteiligt fühle ich mich nicht.

Manchmal kann ich nach so einem Tag unterwegs nachvollziehen, warum die Menschen vor 150 Jahren Angst hatten, in einen Zug zu steigen.
Meine Seele ist oft nicht so schnell. Die braucht Zeit, um anzukommen. Ich mag es, langsam unterwegs zu sein.

Ich möchte gehen,
so richtig ,
dass ich am Abend meinen müden, sonnenwarmen Körper spüre,
den Kopf gefüllt mit faszinierenden Bildern,
lieblichen Düften,
jubelndem Vogelgezwitscher,
Begegnungen mit Tieren und Menschen.
Das Herz glücklich vom echten, tiefen Wahrnehmen.
Vollgesaugt mit purem, reinem Leben.

Weisst du, dieses „Echte müde sein“, wie ich es als Kind empfunden habe.
Alles ist gut und ich freue mich aufs Bett, um tief und fest zu schlafen.

Dieses Sehnen ist schon lange in mir und jetzt darf das endlich auf den Boden kommen… Mit dir!

Oh, wie ich mich freue! Ich lese deine beiden Texte immer wieder… Sie sind sooo schön und sagen aus, was ich niemals dermassen präzise in Worte fassen könnte.

Und ja! Ich fühle auch dieses absolute JAAA! Ich kann fast nicht warten und werde wohl, wie Robinson, Kerben in den Türrahmen schnitzen… 😄

Trotzdem finde ich die Vorbereitungszeit genial.

Ich fühle, wir sind uns in vielem sehr ähnlich, in manchen auch grundverschieden.
Da ist es von grossem Vorteil, wenn wir uns mit unserm Schreiben besser kennen lernen können.

Bin schon ganz gwundrig, was du als nächstes aufs Papier oder den Bildschirm bringst.

Ich freue mich so sehr an uns!

Ich schicke dir ein paar Sonnenstrahlen!

Bis bald! Amadea

PS. Falls es dich Wunder nimmt, wer die Notbremse gezogen hat: Ein kleines Kind auf den Schulter eines amerikanischen Touristen, der neben der Tür stand. 😂

Amadea, 6. 6. 2016

 

Foto by Amadea

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