Margarete Hohner

Es wird Zeit, das Schwert aus der Wunde zu ziehen

13.08.2015 21:43 keine Kommentare

Wenn ich für meinen Chef alles für seine Vorträge vorbereite und zu Beginn eines Vortrages vor den leeren Stühlen stehe, überkommt mich jedesmal ein Gefühl zu ihnen sprechen zu wollen.

Und bis jetzt sofort gefolgt von der Frage „was hab ICH schon zu sagen?“.

Deshalb organisiere ich bis jetzt immer nur Vorträge und bereite sie vor und lass andere sprechen.

Mein Wunsch ist es jetzt, Menschen inspirieren zu können. Indem ich mich stark mit meiner schwächsten Stelle präsentiere. Kein Drama, keine Vergangenheitsbewältigung, nur Fakten mit den Blick auf das was immer ist und ist und is(s)t 😉 . Eine Reise antreten und den Fokus halten. Die Wunde zeigen und dadurch heilen lassen.

Meine Meinung war immer, dass ich erst selber die Ergebnisse ALLE wissen muss, um über Themen sprechen zu können. Quasi: erst wenn ich weiß dass 4 + 4 = 8 ist, darf ich darüber reden.
Alte Schule eben.
Doch, ich glaube, dass die Zeiten sich inzwischen hierbei etwas ändern dürfen.

Die Seminare ändern sich bereits und hoffentlich auch die Schulen in Richtung Entwicklungsförderung und Lösungsbegeisterung. Im Gegensatz „ich bin der Meister und ich weiß alles“.

Verbindungen aufbauen.

Und in jedem von uns sitzt etwas, das raus will, das gelebt werden will, das geteilt werden will und das gegeben werden will. Es ist nur irgendwo eine Freude, ein Funke, eine Ahnung, eine Richtung und die Kraft dafür abhanden gekommen.

Weil wir eben immer „da draußen“ die guten, die gescheiten, die vermeintlich besseren stehen sehen und uns mit ihnen vergleichen. Wir sitzen klein im Raum und trauen uns meist nicht mal eine Frage zu stellen, obwohl innerlich meist jedem die gleiche beschäftigt, doch um nicht dumm dazustehen, sagen wir lieber nix. So haben wir das bis jetzt gelernt und übernommen.
Ja, okay, ich red von mir. Schön, wenn es dir anders ging.

Stell dir mal einen Mathelehrer vor, der zu seinen Schülern sagt, „was ich weiß ist, dass es einige Wege zur Lösung gibt, habt ihr eine Idee wie wir zu einer davon kommen könnten?“ Um wieviel inspirierender klingt das, als wenn er sagt „ich weiß etwas, das du nicht weißt und wenn du brav zuhörst und dabei still sitzt, kann es sein dass ich es dir präsentiere.“ Ist auch meine persönliche Erfahrung.

Es wird Zeit, dass sich bei den Lehrern etwas ändert.
Es wird Zeit, dass sich bei den Eltern etwas ändert.
Es wird Zeit, dass sich bei den Sprechern etwas ändert.
Es wird Zeit, dass sich bei den Chefs etwas ändert.
Es wird Zeit, dass sich bei den Ernährungsberatern etwas ändert.
Es wird Zeit, das sich bei uns etwas ändert.

Nicht in unserem Wesen, da sind wir alle perfekt, sondern in dem was wir von uns wirklich zeigen. Mir fehlt das Wahre, das Authentische und mir fehlt vor allem die Lebendigkeit bei den Menschen. Oft auch meine eigene.

Ja, Vieles ist Schauspiel. Antrainiert und aufgesetzt. Und als Schauspieler ist das Leben wie ein vorgespielter Orgasmus. Inzwischen merken viele diesen Selbstbetrug, auch ich.

Wenn du jemanden fragst „worum gehts dir wirklich in deinem Leben?“ sind wir überfordert.

Wo sind diese Menschen „da draußen“ die sich für die Öffentlichkeit und eine „Führungsrolle“  entschieden haben und deren Führungsqualitäten zeigen, indem sie fragen „wollen wir es gemeinsam versuchen? Ich hab uns ein Schiff gebaut und nur mit euch können wir es übers Meer hieven. Alleine geh ich unter“ – die Pioniere, die sich nicht provozierend muskelbepackt ans Ruder stellen müssen, sondern mit den anderen rauf zu den Segeln klettern um den Wind richtig nutzen zu können.

Nicht dein Schwert interessiert mich, sondern deine Wunden. Nicht um Salz reinzustreuen, sondern um diese durch frische Luft endlich verheilen lassen zu können. Die frische Luft des Bewusstseins, dass es nix, aber auch gar nix auf dieser Welt an menschlichen Gefühlen gibt, das einzigartig ist. Jeder Schmerz, jede Scham und jede Schwäche sitzt in allen von uns. Und wenn wir dies ohne Drama zugeben würden und zeigen könnten, würde viel von selber verschwinden.

Lange war es mein Traum Weight Watchers Trainerin zu werden. Es  haben mir aber damals  zum Schluss noch 5kg bis zum Zielgewicht gefehlt, um dies werden zu können, die mein Körper jedoch nicht und nicht hergab. Ich hab mich deshalb immer wie eine Versagerin gefühlt und immer wieder zugenommen.

Jetzt stell ich mich „da raus“ mit gut 25kg zuviel und möchte mit dir gemeinsam dieses Rechenbeispiel anhand von sisterhood – Schwesternschaft, anhand von gemeinsamen Austausch und gegenseitig Erinnerung und unterstützen uns so gerne in eine neue Dimension von Körper-Frieden führen.

Damit dann alles andere folgen kann, so wie es kommen will.
Kann sein, dass ich von etwas träume, doch ich spüre grad so intensiv Leben in mir.
Von keinem Papa, Lehrer, Chef, Speaker, Verein oder sonst irgendwem möchte ich mich jemals wieder in irgendeiner Weise reduzieren lassen.
Das Eiter darf aus unseren Wunden laufen und abheilen.

Kein Wunder, wenn mein Körper soviel um sich aufgebaut hat.

Ja, das Schwert brauch ich schon noch geistig für mich: um klar und wach zu bleiben. Und um jede Art von Schauspiel cutten zu können. Cut.

Ahja, noch was: es geht um Liebe. Die sich nur zeigen kann, wenn wir uns zeigen.

BODYPEACE
Margarete, 13.08.2015

Foto: pixabay/bykst

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